Da ich ja irgendwie gerade viel am Warten bin, werde ich - wie in letzter Zeit ja häufiger - wohl wieder einmal ein paar Minuten/Stunden damit verbringen einen mehr oder weniger langen Text einzuhämmern. Und ey, dieses Mal dreht es sich ums Saufen! Ja, geil,ey! Also, worum geht es? Kurz und knapp: Die norddeutsche Trinkkultur, na dann lass dich mal überraschen.
Da stellt sich natürlich zuerst die Frage: „Wie kommt man als hier Ansässiger und auch Geborener überhaupt dazu etwas über Saufspiele aus einer Gegend in Nähe der Küste zu schreiben?“ Zu Recht gestellt und auch einfach beantwortet: Steffi war bei Jemanden, der mit ihr zusammen studiert hatte, zum 25 Geburtstag eingeladen. Die Party dazu fand in Cloppenburg (falls du nicht weist, wo das ist: in der Nähe von Bremen) statt; wir waren dort; es wurde (teilweise mit System) gesoffen; ich war fasziniert vom ganzen Drumherum; fertig. Da haste deine Begründung. Deshalb (und vielleicht auch ein Kleinwenig, weil mir gerade auch nichts Besseres einfällt) jetzt eine Schilderung von 1 bis 1 ½ Tagen Suff in Norddeutschland, soweit ich mich noch erinnern kann ;-).Aber lass uns ganz von Beginn an Starten.
Aaaalsoooo, so vor ungefähr ein, zwei Monaten hieß es nach der Arbeit am Freitag Nachmittag, ab ins Auto und auf in Richtung Cloppenburg. Erste längere Fahrt mit dem neuen Auto - ich war heiß auf Fahren. Zum ersten Mal seit Jahren wieder Musik, die nicht durch Kopfhörer kommt, beim Fahren. Was für ein Genuss! Klimanlage, größerer Motor, genrell ungefähr das 10-fache an Komfort. Traumhaft! Trotz aller Annehmlichkeiten, die das gute Stück so mit sich bringt, zieht sich so eine Fahrt immer noch endlos hin. Dank Stau haben wir statt der 4, laut Routenplaner veranschlagten, Stunden ungefähr 6 benötigt. Yes! Und das zu einem Zeitpunkt, wo gerade die größte Hitze in Deutschland herrschte, cool oder besser hot, haha!
Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich wohl nicht mehr der Jüngste bin? Denn, als wir endlich ankamen, hatte ich, nach der langen Fahrt und dem ewigen Sitzen in gleicher Haltung, erstmal ungefähr 5 Minuten Probleme, bis „ich wieder vollständig rund gelaufen bin“. War total das strange Gefühl wieder zu laufen und zu stehen, so komplett eingerostet irgendwie. Aber egal, als sich dann nach dem ersten Bier mein Körper wieder erholt hatte, stand der erstere Rundgang an. Eben mal die Umgebung checken: Meiner Meinung nach typisch Norddeutsches Haus. Ruhig, eher noblere Gegend (die irgendwie vollkommen an amerikanische Vorstädte erinnert). Und von der Oma über Freunde bis zu den Arbeitskollegen alle am Start. 25. Geburtstag ist dort ganz groß! Richtig groß. Ein Event mit diversen Bräuchen und Ritualen, die scheinbar einfach alle nur auf ein Ziel haben: Absturz!
OK, so langsam akklimatisiert und festgestellt, dass ungefähr jeder Trinkt. Sogar jeder trinkt Schnaps! Is’ das hier auch so? Und damit mein ich nicht, wenn wir uns zum Trinken treffen, sondern so „normale“ Parties, haha. Keine Ahnung dort jedenfalls ist Saufen anscheinend auch ganz groß!
Und von da an sind die Eindrücke nur noch so auf mich hereingepoltert. Wie schon erwähnt, diverse Spielchen und Bräuche müssen dort zu so einem 25. durchgezogen werden. Und bei ungefähr allen ist Alkohol im Spiel, eine Trinkkultur sondergleichen. Auch wenn ich mir immer wieder denke: „Ich brauch’ keine Spielchen, wenn ich trinken will.“, irgendwie war ich doch echt beeindruckt, von dem was da so abging.
Beginnen wir mal mit dem einfachsten: Getränke. Man glaubt es kaum, aber da herrschen schon (zumindest gefühlt) große Unterschiede. Während bei uns einfach nur alles reinschüttet wird, ist man dort auf eine kleinere Auswahl an Getränken - vornehmlich aus der Region - festgefahren (was jetzt allerdings nicht heißen soll, dass es nicht mehr als die aufgelisteten Sachen gab, aber getrunken wird ausschließlich das folgend beschriebene Zeug). Wie überall wird natürlich Bier getrunken, aber ab da ist dann allerdings schon fast Schluss mit den Gemeinsamkeiten. Jedes andere Getränk, hat man den Eindruck, ist traditionell tief in der Region verwurzelt, wird (wenn auch noch so rau) genossen und wurde quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen, haha.
Ganz groß dort: Korn. Ob pur, mit Fanta oder als so genannter Arbeiter (mit Cola), das Zeug geht dort weg ohne Ende. Für diverse Trinkspiele (siehe später) gibt es, um das Ganze nicht vollends entgleisen zu lassen, dann eine Art (oder eher zwei Arten) Likör - einmal Grün, einmal Rot. Ich hatte mich vor dem Probieren auf wirklich das Schlimmste gefasst gemacht - förmlich lag der ekelhafte Geschmack von Zaraska (was dem optisch wohl am nächsten kommt) schon auf meiner Zunge. Allerdings wurde ich - auch wenn es trotz allem nicht mein Geschmack ist - durchaus positiv überrascht. Wonach das Grüne schmeckt kann ich auf Grund mangelnden Erinnerungsvermögens nicht mehr sagen (vermute aber mal ganz stark Waldmeister), das rote Zeug jedenfalls schmeckt wie aufgelöste Rote Grütze mit Klarem. Hab’ ich beides noch nie hier gesehen, ist in Cloppenburg und Umgebung allerdings wohl Standard. An dem Abend jedenfalls wurde es kistenweise (und das ist keine Übertreibung) platt gemacht. Jung, alt, männlich wie weiblich, einfach jeder hat das Zeug in rauen Mengen vernichtet. Damit ist, bis auf Standard-Jägermeister halt, womit man ja quasi nie falsch liegt, die Liste eigentlich auch schon beendet. Achso, warte, dunkel erinnere ich mich noch an irgendeine Sache die vermutlich „Charly“ hieß. Ich glaube es war Weinbrand mit Cola, aber das nur ganz, ganz verschwommen. Also festzustellen bleibt: weniger Getränke im Pott, das dafür in Mengen und diese ganz bewusst und vermutlich aus der Tradition heraus gewählt.
Durch diese gefühlte, „tiefe Verbundenheit“ (ja Scheisse, ich weiß nicht wie es besser ausdrücken soll) zu den Getränken (allein schon durch die seltsamen Namen für viele Drinks) bekommt man den Eindruck, dass, obwohl in Summe genauso eine Druckbetankung (Danke Stampfo für das Wort, haha) durchgeführt wird, das Ganze irgendwie kultivierter abläuft als hier. OK man kann es auch aus der anderen Perspektive betrachten: Vielleicht sind wir auch einfach nur so Scheisse und jenseits von allem, wenn es ums Trinken geht und deshalb kommt mir so etwas kultiviert vor, haha.
Aber nun zur eigentlich Trinkkultur (oder besser den Saufspielchen). Beginnen wir mal damit, das Kollegen/Freunde vom „Geburtstagskind“ vorher (oder anfangs) durch die Nachbarschaft ziehen und dort schon trinken und singen. Hähh? Hab ich nicht verstanden, was das soll, aber egal. Irgendwann kommt die die Nachbarschaft durchstreifende Runde zurück zum Haus des Gastgebers und singt für diesen dann ein bis mehrere Lieder, in denen es - oh Wunder - ums Saufen (und eventuell auch das Leben, des Geburtstaghabenden) geht. Dabei und danach wird erstmal getrunken. Gut, eigentlich wird permanent getrunken, von allen und jeden, aber am härtesten MUSS (und dieses muss ist ein wirkliches MUSS) der Gastgeber ran. Nach kurzer Zeit folgt dann irgendwann das nächste Trinkritual: Kranztrinken - oder zumindest so ähnlich. Hart!
Das Ganze muss man sich so vorstellen: Eine Kette zusammengebundene Schnapsflaschen (also die im Klopferformat) wird auf der Strasse ausgerollt. Das komplette Ding ist dann meist mehrere Meter lang, wurde mir erklärt. Die, die wir dann zu Gesicht bekommen sollten, wurde von einer Kabeltrommel!!! abgerollt und war gefühlt 30m lang. Okayyyy, gut, ich hatte bei ein paar Metern mit vielleicht 5 gerechnet. Ist es einmal abgerollt, stellen sich Freunde/Kollegen hintereinander am Anfang der Kette auf (also der erste am Anfang und allen anderen weiter der Kette entlang). Ihnen Gegenüber wird der Gastgeber platziert. Sind alle bereit, beginnt der Erste damit irgendwelche Texte vorzulesen und nach einem bestimmten Muster, welches sich mir nicht so ganz erschlossen hat, versucht der Geburtstagshabende dann immer ein paar Schnapsfläschen von der Kette abzutreten. Für jeden Meter (?) Kette muss von Demjenigen, welcher gerade seinen 25. feiert (und ich glaube mich an den Vornestehenden erinnern zu können), ein Schnaps geleert werden. Dabei darf dann nach dem erwähntem Muster zu bestimmten Zeitpunkten immer weiter vorgerückt und abgetreten werden, wobei der Dude am weitesten vorne immer wieder versucht genau das zu verhindern (sprich Gegendrücken). Da ja bei jedem Vorrücken/Abtreten Schnaps geleert werden muss kommt da ganzschön was zusammen. Bei 30m Kette sind somit mindestens 30 Schnaps Pflicht. Allerdings bleibt es bei diesen pro Meter einen Schnaps nicht, da ja durch Gegendrücken jeder Vorrückvorgang zu vereiteln versucht wird. So kommen dann auf den Meter schon mal locker 3-4 Schnäpse oder in dem Fall Likördinger (ist ja anders auch nicht auszuhalten) zusammen. Jetzt kann sich ja jeder ausrechnen, was da für eine Zahl rauskommt, Hart! Irgendwann ist der/die Erste in Kette dann raus und das ganze Spiel geht mit dem/der Nächsten an der aktuellen erreichten Stelle weiter. Langsam kämpft man sich dann so durch eine Menge Kurzer und in Richtung Ende der Kette. Nachdem der Schluss erreicht ist (oder man Mitleid mit dem Geburtstagskind hat), ist dieses Spielchen dann beendet. Danach sieht es wohl meist - auch in diesem Fall, den ich miterleben dufte - schon gar nicht mehr so gut für das „Geburtstagskind“ aus. Aber das soll es noch (lange) nicht gewesen sein. Nach kurzer Pause (in der natürlich auch gesoffen wird), geht es für den Armen schon weiter. Zu seinem Ehrentag darf der Gute auch noch ein drittes Spielchen über sich ergehen lassen. Ob das auch einen Name hat? Keine Ahnung! Auf jeden Fall wird von seiner Freundin ein Text vorgelesen. Inhaltlich dreht es sich wohl wieder um’s Saufen und das Leben, hab nur mit halben Ohr zugehört. Dabei steht eine ganze Gruppe drumherum und wenn jemand feststellt, dass sich in/nach einem Satz an der vorgelesenen Stelle ein Punkt oder Komma befinden müsste, wird reingegröhlt und Vorleser und Geburtstaghabender müssen - so fern korrekt - trinken. Dazu muss noch gesagt werden, dass der (ich nehme mal an von Freunden geschriebene) Text auf Saufen pur ausgelegt ist: Aufzählungen, verschachtelte Sätze und kurze Sätze ohne Ende. Da hagelt es nur so Punkte und Kommata. Dazu ein schon vom vorherigen Verlauf des Abends gebeutelter Gastgeber = Übersuff, kann man in der Situation eigentlich nur hoffen, dass alle schon zu verballert sind, um noch zu raffen, wo Satzzeichen hingehören, um anschließend nicht vollständig ins Koma zufallen. Hart! Und dazu muss man sich vorstellen, dass alles ungefähr so gegen 8-9 beginnt und das letzte Spielchen dann - ich denke spätestens - um 11Uhr durch war. Kann man sich vorstellen, was in der Zeit alles in den Gastgeber reingeflossen ist, haha. Und es ist ja noch Lange nicht Schluss, ab da nimmt der Abend seinen gewohnten (Party-)Lauf - also so, wie bei „normalen Menschen“; nicht wie bei uns, haha. Norddeutland = Suff, Alter!
Insgesamt muss ich sagen, dass es echt ein lockerer Abend war. Es waren alle echt angenehme Menschen, locker und sympathisch - irgendwie merkt man die häufig beschriebene, typische norddeutsche Gelassenheit schon (Ausnahmen gibt es natürlich immer). Dafür, dass ich eigentlich niemanden kannte war es echt cool. Alle superfreundlich und man wurde permanent umsorgt. Echt super Gastgeber; Null stressig, null angepisst, top! Angenehme Party.
Eins hab’ ich aber noch. Irgendwie lande ich mit zunehmenden Pegel immer bei den abgefahrensten Typen, dieses Mal: Bernd. Typ Ende Vierzig – Mitte Fünfzig, New Kids–Lookalike, Tabakladen- und Spielhöllenbesitzer, mit dem Motorrad gekommen, 100% Absturz. Bester Typ, haha! Irgendwann habe ich Steffi zufolge (ich weiß leider nicht mehr so viel davon) mit ihm hinter der Bar getanzt und er wollte mich nicht mehr weglassen, haha. Schon als er kam wusste ich, dass es ungefähr so kommen und enden würde. Wobei es für mich weniger schlimm als für Ihn ausgegangen ist. Ich konnte immerhin noch allein bis in Bett laufen. Bernd wurde anscheinend, nach dem er mehrfach in der Küche umgefallen ist ins Taxi getragen. Haha, wie groß doch das Entsetzen bei allen war, die nicht wussten wie er nach Hause gekommen ist, als festgestellt wurde, dass sein Motorrad morgens weg war: „Waaaas, der ist noch heimgefahren?“; „Der konnte doch nicht mal mehr stehen…“ ; „Aber das hat er doch sicher nicht zum ersten Mal so gemacht, wenn der noch heim ist…“; Hehe. Toptyp! Eventuell (ja die Erinnerung mal wieder) habe ich ihn auch zu uns eingeladen (falls also wer Bock auf gepflegten Suff mit 50-Jährigen hat ;-)), bisher war er allerdings noch nicht da. Schade…
OK, soweit zu meinem „Trinkabenteuer“ im Norden. Zusammenfassend kann man echt sagen, dass Trinken dort zelebriert wird. 25. Geburtstag ist da ja Berichten zufolge nur ein kleiner Ausschnitt aus den ganzen Trinkritualen. Es gibt ja noch mehr „runde“ Geburtstage, die alle (mit System) begossen werden wollen. Mir wurde auch versucht zu erklären, das Hochzeiten eigentlich das Krasseste sind, aber aufgrund es starken Norddeutschen Dialektes vom Erzähler hab ich ungefähr nur ein Drittel verstehen können. Soviel hab’ ich allerdings mitgenommen, es wird ungefähr eine Woche durchgesoffen und teilweise sogar schon Tage Monate vorher. Wenn man ein große Familie hat ist wahrscheinlich das ganze Jahr Männertag, haha.
Soweit so gut. Falls ich irgendetwas falsch wiedergegeben haben sollte, weil ich es - dem Alkohol sei Dank - nicht richtig gerafft oder vergessen habe, bedauere ich das zutiefst und entschuldige mich in aller Form. Ach was, haha: FU! Mir egal, hier steht es so wie ich es in Erinnerung habe oder es mir erklärt wurde, das reicht aus. Wenn du es besser weißt, mir eigentlich egal!
Da stellt sich natürlich zuerst die Frage: „Wie kommt man als hier Ansässiger und auch Geborener überhaupt dazu etwas über Saufspiele aus einer Gegend in Nähe der Küste zu schreiben?“ Zu Recht gestellt und auch einfach beantwortet: Steffi war bei Jemanden, der mit ihr zusammen studiert hatte, zum 25 Geburtstag eingeladen. Die Party dazu fand in Cloppenburg (falls du nicht weist, wo das ist: in der Nähe von Bremen) statt; wir waren dort; es wurde (teilweise mit System) gesoffen; ich war fasziniert vom ganzen Drumherum; fertig. Da haste deine Begründung. Deshalb (und vielleicht auch ein Kleinwenig, weil mir gerade auch nichts Besseres einfällt) jetzt eine Schilderung von 1 bis 1 ½ Tagen Suff in Norddeutschland, soweit ich mich noch erinnern kann ;-).Aber lass uns ganz von Beginn an Starten.
Aaaalsoooo, so vor ungefähr ein, zwei Monaten hieß es nach der Arbeit am Freitag Nachmittag, ab ins Auto und auf in Richtung Cloppenburg. Erste längere Fahrt mit dem neuen Auto - ich war heiß auf Fahren. Zum ersten Mal seit Jahren wieder Musik, die nicht durch Kopfhörer kommt, beim Fahren. Was für ein Genuss! Klimanlage, größerer Motor, genrell ungefähr das 10-fache an Komfort. Traumhaft! Trotz aller Annehmlichkeiten, die das gute Stück so mit sich bringt, zieht sich so eine Fahrt immer noch endlos hin. Dank Stau haben wir statt der 4, laut Routenplaner veranschlagten, Stunden ungefähr 6 benötigt. Yes! Und das zu einem Zeitpunkt, wo gerade die größte Hitze in Deutschland herrschte, cool oder besser hot, haha!
Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich wohl nicht mehr der Jüngste bin? Denn, als wir endlich ankamen, hatte ich, nach der langen Fahrt und dem ewigen Sitzen in gleicher Haltung, erstmal ungefähr 5 Minuten Probleme, bis „ich wieder vollständig rund gelaufen bin“. War total das strange Gefühl wieder zu laufen und zu stehen, so komplett eingerostet irgendwie. Aber egal, als sich dann nach dem ersten Bier mein Körper wieder erholt hatte, stand der erstere Rundgang an. Eben mal die Umgebung checken: Meiner Meinung nach typisch Norddeutsches Haus. Ruhig, eher noblere Gegend (die irgendwie vollkommen an amerikanische Vorstädte erinnert). Und von der Oma über Freunde bis zu den Arbeitskollegen alle am Start. 25. Geburtstag ist dort ganz groß! Richtig groß. Ein Event mit diversen Bräuchen und Ritualen, die scheinbar einfach alle nur auf ein Ziel haben: Absturz!
OK, so langsam akklimatisiert und festgestellt, dass ungefähr jeder Trinkt. Sogar jeder trinkt Schnaps! Is’ das hier auch so? Und damit mein ich nicht, wenn wir uns zum Trinken treffen, sondern so „normale“ Parties, haha. Keine Ahnung dort jedenfalls ist Saufen anscheinend auch ganz groß!
Und von da an sind die Eindrücke nur noch so auf mich hereingepoltert. Wie schon erwähnt, diverse Spielchen und Bräuche müssen dort zu so einem 25. durchgezogen werden. Und bei ungefähr allen ist Alkohol im Spiel, eine Trinkkultur sondergleichen. Auch wenn ich mir immer wieder denke: „Ich brauch’ keine Spielchen, wenn ich trinken will.“, irgendwie war ich doch echt beeindruckt, von dem was da so abging.
Beginnen wir mal mit dem einfachsten: Getränke. Man glaubt es kaum, aber da herrschen schon (zumindest gefühlt) große Unterschiede. Während bei uns einfach nur alles reinschüttet wird, ist man dort auf eine kleinere Auswahl an Getränken - vornehmlich aus der Region - festgefahren (was jetzt allerdings nicht heißen soll, dass es nicht mehr als die aufgelisteten Sachen gab, aber getrunken wird ausschließlich das folgend beschriebene Zeug). Wie überall wird natürlich Bier getrunken, aber ab da ist dann allerdings schon fast Schluss mit den Gemeinsamkeiten. Jedes andere Getränk, hat man den Eindruck, ist traditionell tief in der Region verwurzelt, wird (wenn auch noch so rau) genossen und wurde quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen, haha.
Ganz groß dort: Korn. Ob pur, mit Fanta oder als so genannter Arbeiter (mit Cola), das Zeug geht dort weg ohne Ende. Für diverse Trinkspiele (siehe später) gibt es, um das Ganze nicht vollends entgleisen zu lassen, dann eine Art (oder eher zwei Arten) Likör - einmal Grün, einmal Rot. Ich hatte mich vor dem Probieren auf wirklich das Schlimmste gefasst gemacht - förmlich lag der ekelhafte Geschmack von Zaraska (was dem optisch wohl am nächsten kommt) schon auf meiner Zunge. Allerdings wurde ich - auch wenn es trotz allem nicht mein Geschmack ist - durchaus positiv überrascht. Wonach das Grüne schmeckt kann ich auf Grund mangelnden Erinnerungsvermögens nicht mehr sagen (vermute aber mal ganz stark Waldmeister), das rote Zeug jedenfalls schmeckt wie aufgelöste Rote Grütze mit Klarem. Hab’ ich beides noch nie hier gesehen, ist in Cloppenburg und Umgebung allerdings wohl Standard. An dem Abend jedenfalls wurde es kistenweise (und das ist keine Übertreibung) platt gemacht. Jung, alt, männlich wie weiblich, einfach jeder hat das Zeug in rauen Mengen vernichtet. Damit ist, bis auf Standard-Jägermeister halt, womit man ja quasi nie falsch liegt, die Liste eigentlich auch schon beendet. Achso, warte, dunkel erinnere ich mich noch an irgendeine Sache die vermutlich „Charly“ hieß. Ich glaube es war Weinbrand mit Cola, aber das nur ganz, ganz verschwommen. Also festzustellen bleibt: weniger Getränke im Pott, das dafür in Mengen und diese ganz bewusst und vermutlich aus der Tradition heraus gewählt.
Durch diese gefühlte, „tiefe Verbundenheit“ (ja Scheisse, ich weiß nicht wie es besser ausdrücken soll) zu den Getränken (allein schon durch die seltsamen Namen für viele Drinks) bekommt man den Eindruck, dass, obwohl in Summe genauso eine Druckbetankung (Danke Stampfo für das Wort, haha) durchgeführt wird, das Ganze irgendwie kultivierter abläuft als hier. OK man kann es auch aus der anderen Perspektive betrachten: Vielleicht sind wir auch einfach nur so Scheisse und jenseits von allem, wenn es ums Trinken geht und deshalb kommt mir so etwas kultiviert vor, haha.
Aber nun zur eigentlich Trinkkultur (oder besser den Saufspielchen). Beginnen wir mal damit, das Kollegen/Freunde vom „Geburtstagskind“ vorher (oder anfangs) durch die Nachbarschaft ziehen und dort schon trinken und singen. Hähh? Hab ich nicht verstanden, was das soll, aber egal. Irgendwann kommt die die Nachbarschaft durchstreifende Runde zurück zum Haus des Gastgebers und singt für diesen dann ein bis mehrere Lieder, in denen es - oh Wunder - ums Saufen (und eventuell auch das Leben, des Geburtstaghabenden) geht. Dabei und danach wird erstmal getrunken. Gut, eigentlich wird permanent getrunken, von allen und jeden, aber am härtesten MUSS (und dieses muss ist ein wirkliches MUSS) der Gastgeber ran. Nach kurzer Zeit folgt dann irgendwann das nächste Trinkritual: Kranztrinken - oder zumindest so ähnlich. Hart!
Das Ganze muss man sich so vorstellen: Eine Kette zusammengebundene Schnapsflaschen (also die im Klopferformat) wird auf der Strasse ausgerollt. Das komplette Ding ist dann meist mehrere Meter lang, wurde mir erklärt. Die, die wir dann zu Gesicht bekommen sollten, wurde von einer Kabeltrommel!!! abgerollt und war gefühlt 30m lang. Okayyyy, gut, ich hatte bei ein paar Metern mit vielleicht 5 gerechnet. Ist es einmal abgerollt, stellen sich Freunde/Kollegen hintereinander am Anfang der Kette auf (also der erste am Anfang und allen anderen weiter der Kette entlang). Ihnen Gegenüber wird der Gastgeber platziert. Sind alle bereit, beginnt der Erste damit irgendwelche Texte vorzulesen und nach einem bestimmten Muster, welches sich mir nicht so ganz erschlossen hat, versucht der Geburtstagshabende dann immer ein paar Schnapsfläschen von der Kette abzutreten. Für jeden Meter (?) Kette muss von Demjenigen, welcher gerade seinen 25. feiert (und ich glaube mich an den Vornestehenden erinnern zu können), ein Schnaps geleert werden. Dabei darf dann nach dem erwähntem Muster zu bestimmten Zeitpunkten immer weiter vorgerückt und abgetreten werden, wobei der Dude am weitesten vorne immer wieder versucht genau das zu verhindern (sprich Gegendrücken). Da ja bei jedem Vorrücken/Abtreten Schnaps geleert werden muss kommt da ganzschön was zusammen. Bei 30m Kette sind somit mindestens 30 Schnaps Pflicht. Allerdings bleibt es bei diesen pro Meter einen Schnaps nicht, da ja durch Gegendrücken jeder Vorrückvorgang zu vereiteln versucht wird. So kommen dann auf den Meter schon mal locker 3-4 Schnäpse oder in dem Fall Likördinger (ist ja anders auch nicht auszuhalten) zusammen. Jetzt kann sich ja jeder ausrechnen, was da für eine Zahl rauskommt, Hart! Irgendwann ist der/die Erste in Kette dann raus und das ganze Spiel geht mit dem/der Nächsten an der aktuellen erreichten Stelle weiter. Langsam kämpft man sich dann so durch eine Menge Kurzer und in Richtung Ende der Kette. Nachdem der Schluss erreicht ist (oder man Mitleid mit dem Geburtstagskind hat), ist dieses Spielchen dann beendet. Danach sieht es wohl meist - auch in diesem Fall, den ich miterleben dufte - schon gar nicht mehr so gut für das „Geburtstagskind“ aus. Aber das soll es noch (lange) nicht gewesen sein. Nach kurzer Pause (in der natürlich auch gesoffen wird), geht es für den Armen schon weiter. Zu seinem Ehrentag darf der Gute auch noch ein drittes Spielchen über sich ergehen lassen. Ob das auch einen Name hat? Keine Ahnung! Auf jeden Fall wird von seiner Freundin ein Text vorgelesen. Inhaltlich dreht es sich wohl wieder um’s Saufen und das Leben, hab nur mit halben Ohr zugehört. Dabei steht eine ganze Gruppe drumherum und wenn jemand feststellt, dass sich in/nach einem Satz an der vorgelesenen Stelle ein Punkt oder Komma befinden müsste, wird reingegröhlt und Vorleser und Geburtstaghabender müssen - so fern korrekt - trinken. Dazu muss noch gesagt werden, dass der (ich nehme mal an von Freunden geschriebene) Text auf Saufen pur ausgelegt ist: Aufzählungen, verschachtelte Sätze und kurze Sätze ohne Ende. Da hagelt es nur so Punkte und Kommata. Dazu ein schon vom vorherigen Verlauf des Abends gebeutelter Gastgeber = Übersuff, kann man in der Situation eigentlich nur hoffen, dass alle schon zu verballert sind, um noch zu raffen, wo Satzzeichen hingehören, um anschließend nicht vollständig ins Koma zufallen. Hart! Und dazu muss man sich vorstellen, dass alles ungefähr so gegen 8-9 beginnt und das letzte Spielchen dann - ich denke spätestens - um 11Uhr durch war. Kann man sich vorstellen, was in der Zeit alles in den Gastgeber reingeflossen ist, haha. Und es ist ja noch Lange nicht Schluss, ab da nimmt der Abend seinen gewohnten (Party-)Lauf - also so, wie bei „normalen Menschen“; nicht wie bei uns, haha. Norddeutland = Suff, Alter!
Insgesamt muss ich sagen, dass es echt ein lockerer Abend war. Es waren alle echt angenehme Menschen, locker und sympathisch - irgendwie merkt man die häufig beschriebene, typische norddeutsche Gelassenheit schon (Ausnahmen gibt es natürlich immer). Dafür, dass ich eigentlich niemanden kannte war es echt cool. Alle superfreundlich und man wurde permanent umsorgt. Echt super Gastgeber; Null stressig, null angepisst, top! Angenehme Party.
Eins hab’ ich aber noch. Irgendwie lande ich mit zunehmenden Pegel immer bei den abgefahrensten Typen, dieses Mal: Bernd. Typ Ende Vierzig – Mitte Fünfzig, New Kids–Lookalike, Tabakladen- und Spielhöllenbesitzer, mit dem Motorrad gekommen, 100% Absturz. Bester Typ, haha! Irgendwann habe ich Steffi zufolge (ich weiß leider nicht mehr so viel davon) mit ihm hinter der Bar getanzt und er wollte mich nicht mehr weglassen, haha. Schon als er kam wusste ich, dass es ungefähr so kommen und enden würde. Wobei es für mich weniger schlimm als für Ihn ausgegangen ist. Ich konnte immerhin noch allein bis in Bett laufen. Bernd wurde anscheinend, nach dem er mehrfach in der Küche umgefallen ist ins Taxi getragen. Haha, wie groß doch das Entsetzen bei allen war, die nicht wussten wie er nach Hause gekommen ist, als festgestellt wurde, dass sein Motorrad morgens weg war: „Waaaas, der ist noch heimgefahren?“; „Der konnte doch nicht mal mehr stehen…“ ; „Aber das hat er doch sicher nicht zum ersten Mal so gemacht, wenn der noch heim ist…“; Hehe. Toptyp! Eventuell (ja die Erinnerung mal wieder) habe ich ihn auch zu uns eingeladen (falls also wer Bock auf gepflegten Suff mit 50-Jährigen hat ;-)), bisher war er allerdings noch nicht da. Schade…
OK, soweit zu meinem „Trinkabenteuer“ im Norden. Zusammenfassend kann man echt sagen, dass Trinken dort zelebriert wird. 25. Geburtstag ist da ja Berichten zufolge nur ein kleiner Ausschnitt aus den ganzen Trinkritualen. Es gibt ja noch mehr „runde“ Geburtstage, die alle (mit System) begossen werden wollen. Mir wurde auch versucht zu erklären, das Hochzeiten eigentlich das Krasseste sind, aber aufgrund es starken Norddeutschen Dialektes vom Erzähler hab ich ungefähr nur ein Drittel verstehen können. Soviel hab’ ich allerdings mitgenommen, es wird ungefähr eine Woche durchgesoffen und teilweise sogar schon Tage Monate vorher. Wenn man ein große Familie hat ist wahrscheinlich das ganze Jahr Männertag, haha.
Soweit so gut. Falls ich irgendetwas falsch wiedergegeben haben sollte, weil ich es - dem Alkohol sei Dank - nicht richtig gerafft oder vergessen habe, bedauere ich das zutiefst und entschuldige mich in aller Form. Ach was, haha: FU! Mir egal, hier steht es so wie ich es in Erinnerung habe oder es mir erklärt wurde, das reicht aus. Wenn du es besser weißt, mir eigentlich egal!
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