Wie bereits in Teil 1 angekündigt: Es schwirren noch viele Gedanken zum Thema Skateboarding in meinem Kopf rum. Diesmal wird es etwas (und hoffentlich nicht zu) persönlich(er), denn besonders die einleitenden Worte aus Part I („Ich weiß gar nicht so genau warum ich eigentlich noch Skateboard fahre“) haben es mir angetan und sind dauerhaft in meinem Kopf am Rotieren. Die Frage nach dem „Warum“ ist wohl alles andere als leicht zu beantworten, aber doch in der aktuellen Situation irgendwie dauerhaft präsent. Mag sein, dass der folgende Text voller Widersprüche stecken mag, aber er spiegelt eben genau die Gedanken wieder, die sich in mir um das Thema drehen.
Aus wissenschaftlicher Perspektiv gesehen, bin ich vielleicht einfach nur irgendwie süchtig. Süchtig nach Skateboarding, nach dem Glücksgefühl, was sich einstellt nach erfolgreichen Tricks und/oder Sessions. Vielleicht ist es die Gewissheit in mir, dass sich eben jenes Feeling nicht mehr einstellen wird, je weniger ich fahre und je mehr Sachen ich damit als „..konnte ich von einiger Zeit auch mal…“ abtun muss. Keine Ahnung… Es muss jedenfalls eine ziemlich starke Form von Abhängigkeit sein, wenn man das seinem ohnehin schon getrashten Körper immer weiter antut. Motivation ist es jedenfalls häufig nicht mehr so richtig vorhanden, da ja viele Dinge, die mal die Impulse waren, schlicht und ergreifend so nicht mehr existieren. Gibt es sie also, die Sucht nach Skateboarding? Kann ich mir wahrlich nur schwer vorstellen, wenn man es jedoch genau reflektiert, passen schon so einige klassische Suchtcharakteristika: Weitermachen trotz „körperlichem Verfall“; Einschnitt ins normale Leben, Veränderung der Persönlichkeit, den Alltag entfliehen,… Haha, wie abhängig das doch klingt, irgendwie schon erschreckend. Und leider ist es doch teileweise schon passend. Über einen gewissen Zeitraum (so mindestens 5 Jahre) war mal mein ganzes Leben darauf ausgerichtet. Wochen- und, Tagesablauf waren so geplant, dass Skateboarding möglich war. Stellenweise habe ich Stundenpläne so gebaut, das ich sie mit ein paar Minuten skaten am Tag vereinbaren konnte. Zum Teil ist es sogar heute noch so, dass Vorhaben so geplant werden, dass sich die Stunde Skaten da irgendwie mit reindrücken lässt. Nennt man das Abhängigkeit? Bin ich wirklich süchtig nach Skateboarding?
Öfter wenn ich nicht zum Skaten komme plagt mich eine Art schlechtes Gewissen (und das vermutlich nicht weil ich dann mal für eine paar Tage, meinen alltäglichen Problemen weglaufen kann). Ist es aber nicht so, dass man froh ist mal mit seiner „Droge“ auszusetzen, wenn man süchtig ist? Irgendwie will das Suchtbild ja schon passen, andererseits allerdings besteht für mich auch ein starker Widerspruch dazu, wenn die aufgezeigten Suchtcharakteristika eigentlich positiv auszulegen sind. Die genannten Indikatoren kommen mir, im Zusammenhang mit Skateboarding, teilweise (im positiven Sinne) völlig entfremdet und verzerrt vor. Vieles was sonst mit Drogen bewirkt wird - vom Ruinieren des Körpers mal abgesehen - steht für mich im Bezug auf Skateboarding eher in einen guten als schlechten Kontext. Neben den körperlichen Folgen wäre nur eventuell beim starken Ausrichten des Alltags nach dem Suchtobjekt noch ein Ansatzpunkt für Diskussionen geboten. Sicher habe ich Skateboarding gelebt (und tue das auch immer noch), viel Zeit investiert und mich intensivst damit auseinandergesetzt, allerdings hatte ich auch niemals das Gefühl, dass es mir irgendwie aus der Hand gleitet, dass ich mich dadurch aus der Welt entfremde oder von allem abkapsle. Nie hatte ich das Gefühl nur noch in Skateboarding versunken seine und keine Zeit mehr für anderes zu nutzen. So sagt es mir zumindest mein Empfinden (korrigiert mich, wenn ich falsch liege – aber eigentlich weiß ich, dass es nicht so ist). Alles weitere genannte, wie aus der „Welt entfliehen“ oder „Veränderung der Persönlichkeit“ sind für mich (und nur auf mich bezogen) positive Aspekte und grenzen Skateboarding, meiner Meinung nach, deutlich von einer anderen „negativen“, krankhaften Sucht ab. Eine weiterer Punkt, der nicht so recht dem klassischen Suchtmuster entsprechen will, ist der gewisse Stolz, welcher doch auf bestimmte Art und Weise vorhanden ist. Gibt es denn irgendjemanden, der mit vollem Selbstbewusstsein sagt ich bin/war Alkoholiker oder Heroin-Junkie? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Ich jedenfalls bin schon stolz darauf Skateboarder zu sein! Sucht im klassischen Sinne also, ist an der Stelle wohl doch nicht die treffenste Formulierung; Hingabe vermutlich eine weitaus bessere.
Aber wo kommst sie denn nun her, diese Hingabe, dieses Aufopfern? Was treibt mich an? Mein Körper signalisiert eigentlich mittlerweile ziemlich deutlich, dass ihm das (zu) viele Stauchen durch quasi ungedämpfte Einschläge auf Beton oder Asphalt (und damit meine ich nicht einmal die zahlreichen Slams, sondern das immer wiederkehrende Landen auf harten Untergrund), was Skateboarding nun mal mit sich bringt, nicht mehr schmeckt. Zwei Knöchel, die nur so vor sich hinknacken, eine Wirbelsäule mit ersten Abnutzungserscheinungen (Ärztin sagt: normal mit 40) und vom Knie wollen wir lieber erst gar nicht reden. Also, warum tue ich mir das noch an und kann einfach nicht aufhören? Die Vorfreude auf gelungene Sessions mit Freunden kann es ja wohl kaum noch sein, da ich Skaten meist nur noch mit mir selbst ausmache. Nicht, dass ich mich nicht tierisch freue, wenn ich außergewöhnlicher Weise mal mit jemand zusammen rollen gehen kann, aber in grob geschätzten 95 von 100 Fällen bin ich wohl mittlerweile alleine Unterwegs. Neue Sachen lernt man so nicht mehr allzu häufig. Motivation seine Grenzen weiter zu verschieben, sich selbst zu pushen, ist alleine und (wohl vor allem aber) auch aus körperlicher Sicht ebenfalls nicht mehr so recht da. Mein Skateboarding zur Zeit ist wohl eher der Versuch, das aktuelle Level, so gut es geht, zu halten. Entwicklung passiert gerade ungefähr Null.
Sollten es nicht aber eben die genannten Dinge sein, die einen motivieren, einen bei der Stange halten? Wenn genau dieser Antrieb mittlerweile fehlt, weshalb fällt es mir denn so unglaublich schwer loszulassen? Warum gönne ich nicht einfach meinem Körper die Erholung und setze dem ganzen ein Ende? Ich weiß es einfach nicht! Vernunft ist sicher anders.
Woran liegt es nun also? Hoffnung auf und Andenken an gute Zeiten zugleich? Es sind viele gekommen, noch mehr sind gegangen, aber eins bleibt wohl immer: Erinnerungen. Erinnerungen an viel gute Zeit. Und diese Zeit habe ich wohl einzig und allein dem Brett mit vier Rollen darunter zu verdanken. Jede Session, die ich nicht alleine bestreiten muss macht mir ungeheuer viel Freude und gibt mir Kraft. Auf gewisse Art und Weise ist es dann wie in einer Art Parallelwelt, wo alles ausgeblendet ist. So gut wie jegliche Art an Problem steht für kurze Zeit hinten an. Es wird kein Gedanke an anderes verschwendet, für den Moment zählt nur der aktuelle Augenblick, das Hier und Jetzt. Sind es etwa diese kurzen unbeschwerten Momente bzw. die Angst diese verlieren zu können, die mich dabei halten? Kann und will ich eigentlich gar nicht so recht glauben. Klingt irgendwie so depressiv, so als ob ich abseits des Skateboards keine Freude haben kann, was ja mal definitiv nicht der Fall ist! Fakt ist aber, das es ein gelungener Tag Skateboarden einem ohnehin schon gelungenem Tag noch mal die Krone aufsetzen kann, besonders wenn man diesen mit seinen Homies zusammen erlebt.
Wie es wohl bei so manchem Skater ist, habe auch ich viele meiner Freunde und auch viele andere großartige Typen ausschließlich durch das Skateboard kennengelernt, einige davon (ihr wisst wer ihr seit) gehören glücklicherweise auch jetzt noch zu meinen besten Freunden. Viele Eindrücke und Erfahrungen, die ich so mit der Zeit sammeln durfte, habe ich wohl dem Umfeld, den Menschen um mich herum zu verdanken, in das ich ohne das Brett mit den Rollen wohl nie in der gleichen Form hereingeraten wäre. Ich habe verschiedenste (gut und auch schlechte) Dinge gesehen und möchte nichts davon missen. Genau das hat mich zu dem Gemacht, was ich bin (und da ich mich nicht als Arschloch, fühle bilde ich mir ein, dass es so schon ganz OK ist, haha). Dass, das nun alleine dem Skateboard zu verdanken ist, kann sicher so nicht verpauschalisiert werden, aber ein nicht unbeachtlicher Anteil daran, ist ihm wohl zuzuschreiben. Wie schon erwähnt, die Leute, die einen prägen - der engste Freundeskreis - basiert auf dem damaligen - zur Zeit des Kennenlernens - kleinsten gemeinsamen Nenner: Skateboarding. Aber nicht nur aus der Perspektive betrachtet war das Skateboard für mich formend. Wie bereits (siehe Part I) erwähnt, begann ich ja nach kurzer Zeit jedes zur Verfügung stehende Geld in Skateboarding zu investieren. Ein nicht gerade unwesentlicher Teil davon waren (und sind immer noch) Magazine. Und damit sind wir beim Punkt, denn der dort „gepredigte“, Lebensstil ist definitiv ein starkes Vorbild für mich gewesen. Ganz unbewusst kam man so mit Werten und Normen wie Offenheit und Toleranz in Kontakt. Auch wenn man sagen muss, dass trotz dieser häufig strapazierten beiden Schlagwörter, Skateboarder innerhalb ihres Mikrokosmos eigentlich alles andere als eben dies sind (aber das ist ein anderes Thema), lernte man trotzdem die Dinge auch mal von der anderen Seite zu betrachten, auch mal zu Hinterfragen, was hinter manchem steckt ohne direkt vorzuverurteilen und eben auch Dinge links und rechts neben dem geraden Weg für sich zu entdecken und gut zu finden. Auch wenn ich mich sicher nicht davon freisprechen kann Vorurteile zu haben, sicher auch mal bestimmte Dinge (und sicher auch Menschen) von vorneherein ablehne oder nicht alles immer hinterfrage, war es doch in gewisser Hinsicht eine gute Schule. Und das Monster und Boardstein waren die Bibel, haha. Eventuell - vielleicht sogar sicherlich - wäre ich natürlich auch wieder ohne Skateboarding dort - also bei dem Bild, dass ich mir einrede von mir zu haben - angelangt, jedoch kann ich nicht leugnen, dass es mal wieder seinen Teil zum Kuchen beigetragen hat und dafür bin ich schon sehr dankbar.
So und nachdem ganzen emotionalen Hickhack kommt mir auch gleich noch eine weitere Sache in den Sinn. Der viel zitierte „Skaterlifestyle“ kann noch mehr, als mit der „Ach wir sind so tolerant und anders“-Keule (die ja auf anderer Eben gar nicht so gut funktioniert) schwingen. Eines wird einem aus absolut jeder Richtung, die irgendwie mit Skateboarding in Verbindung steht, eingetrichtert: Party, haha. Überall sieht man Berichte, die sich in irgendeiner Form ums Saufen oder mehr drehen. Exzess hier, lustige Suffgeschichte da... ich kann definitiv nicht abstreiten, dass sich aus dem, was man in der Skateboardwelt so vorgelebt bekommt eine gewisse Vorbildsituation für mich ergeben hat, die ich dann wohl über Jahre (manchmal wohl auch etwas übertrieben) in die Tat umgesetzt habe. Als 18-jähriger mit noch nicht vollständig ausgeprägten Charakter ist man da natürlich schnell dabei und will eigene Erfahrungen sammeln (was definitiv nicht als schlecht zu bewerten ist). Mag ja sein, das Manche mit 18 schon so erwachsen (oder auch schon verlebt) sind, dass Sie das alles nicht mehr tangiert, ich war es jedenfalls nicht und habe gerne jede sich bietende Möglichkeit mitgenommen. Über die Jahre (der Exzesse, haha) waren wir teilweise wohl auf den skurrilsten Partys mit den abgefahrensten Typen unterwegs (bzw. waren die auch bei uns; haha) und haben viele coole bis seltsame Situationen erlebt und aktiv mitgestaltet. Sicher sammelt man so seine Erfahrungen, wenn man jung ist und dies ist somit nicht allein dem Skateboard zu verdanken. Aber ich bin mir sicher, das es ohne Kontakt mit dem Brett nie mit diesen Leuten und in der Form passiert wäre. Viele Peinlichkeiten, die durch den irgendwie entstandenen Hang zur Asozialität unter Alkohol entstanden, wären mir sicher erspart geblieben, jedoch hätte ich auch diverse Geschichten und Situationen, an die ich mich (so seltsam sie auch sein mögen) gerne zurück erinnere, nie erlebt. Wäre ich den „normalen Dorfjugendweg“ oder straighten „Informatikerweg“ oder den „Atrium-Way-Of-Life“ (was ne Wortschöpfung, haha) gegangen, hätte wohl einfach ein Umfeld für so etwas gefehlt.
Sicher es ist schon eine abgefahrene Sache, wenn man sieht, dass ehemalige Mitschüler so mit Anfang/Mitte Zwanzig Kinder haben und Häuser bauen, während man sich selbst in seiner Freizeit mit einem - aus derer Sicht wohl - „Kinderspielzeug“ vergnügt und teilweise, sich wie der letzte (naja, der vorletzte ;-)) Assi benehmend auf diversen Partys mit den abgefahrensten Typen (öfter auch in den schäbigsten Löchern) abhängt. Aber weißte was: I don’t regret, nothing! Wir haben wohl ziemlich viel (in anderen Augen vielleicht stranges) Zeug gesehen und erlebt und ich empfinde nicht so, als ob ich etwas verpasst habe. Ich denke, ich für mich, schaue genau darauf später eher mit Freude und einem Lächeln zurück (zumal wir es ja auch nicht so übertrieben haben, dass davon bleibende Schäden denkbar sind - gehe ich zumindest davon aus, haha), als auf eine abgeschlossene Lehre mit 16 und die ersten Kinder mit 20. Ich fühle mich gut mit den gesammelten Erfahrungen. Und dafür musste ich nicht durch die Welt reisen (den kleinen Seitenhieb konnte ich mir einfach nicht sparen, haha). Um aber mal den Bogen wieder zurückzuspannen, ohne Skateboarding wäre mir sicher so einiges verwährt geblieben. Habe ich eventuell dadurch ein Gefühl etwas schuldig zu sein, etwas zurückgeben zu müssen und kann deshalb nicht quiten? Oder hoffe ich etwa noch mehr in diese Richtung, durch Skateboarding zu erleben? In der jetzigen Situation wohl kaum, möglich und mit ziemlicher Sicherheit auch nicht der Motor, der meine „Kariere“ am Leben erhält.
Früher kam das unbändige Verlagen nach wenigstens einigen Metern Skaten pro Tag wohl auch daher, dass man sich auf einem bestimmten Level (zumindest unter Seinesgleichen) auch etwas Respekt einfuhr. Vielleicht bin anfangs auch gefahren, um ein Kleinwenig andere zu beeindrucken, um mir etwas Lob und Bewunderung abzuholen? Keine Ahnung, jedenfalls, Props nach neuen oder härteren gestanden Tricks waren, neben dem damit ohnehin schon verbundenen Glücksgefühl, zugegebenermaßen schon ein nicht zu vernachlässigender Antrieb. Folglich durfte man auch logischerweise nicht nachlassen. Nicht abgeschlagen sein, dem Level standhalten, nie aufgeben und auch mal Schmerzen hinnehmen. Das Ziel war klar: besser werden, mehr lernen, Fortschritte machen.
Auch die Wut, wenn mal nichts mehr geht, war (und ist auch heute noch) ein Ansporn wieder rauszugehen und weiterzumachen: „Irgendwann muss doch mal der Punkt da sein, wo ich Trick XY so perfekt beherrsche, dass ich frühs um 4 aus dem Bett geholt werden kann und den machen kann...“. Bloß nichts verlernen, nie mehr schlechter – am Besten immer Besser – werden! Mancher nimmt es eben hin, wenn er - so wie ich - nicht mit dem Talent gesegnet ist, dass ihm vieles zufällt und er kaum dafür üben muss, dass vieles auch schnell wieder verschwindet. Ich kann das nicht. Deshalb hieß es, immer wieder raus und üben. Kalt? Egal! Verletzt? (Zu) Kurze Pause und dann weiter! Dadurch habe ich wohl gelernt mich auch zu Dingen quälen zu können, auch wenn es mal schmerzt bzw. unschön ist. Diese Art von Disziplin kann man sowohl positiv, als auch negativ auslegen. Hilft es mir auch jetzt noch weiter, wenn ich mich zu Dingen durchringen kann, wo mir jegliche Art von Motivation dafür fehlt, so sind jetzt genauso die Folgen von eben dieser teilweise damit verbunden Rücksichtslosigkeit gegenüber sich selbst bemerkbar. Hatte ich eben gesagt: „Ich bereue nichts“? Stimmt nicht ganz! Eine Sache bereitet mir im Nachhinein doch noch Bauchschmerzen: Mein Knie. Hätte ich damals nur etwas länger gewartet und es besser auskuriert, wäre vermutlich mein Knie jetzt nicht stellenweise so arg fertig. Aber hätte, wäre, wenn hilft da ja eben jetzt nicht mehr. Wie gesagt: Skateboarding = Love And Hate oder eher Pleasure and Pain, haha. Aber das nur am Rande, denn die Frage was mich dabei hält ist damit für mich immer noch nicht geklärt. Früher für die Props? OK, eventuell. Da ich nun aber größtenteils allein unterwegs bin, für was jetzt? Für die 3 mal im Jahr, wenn es doch nicht der Fall ist, Anerkennung? Kann ich mir kaum vorstellen. Aus Wut schlechter zu werden? Hahaha…
Was mich das Drecksstück Holz auf der einen Seite ruiniert, rettet es mich dann aber auf der anderen Seite auch wieder. Den Spruch „Skateboarding ruined/saved my life.“ finde ich ziemlich passend. Ich habe durch Skateboarding viel gelernt. Was ich aber noch viel mehr schätze ist, dass ich dadurch immer Beschäftigung hatte. Somit war ich glücklicherweise nicht dazu gezwungen die Langeweile anderweitig zu bekämpfen und habe jede Minute meiner Freizeit damit verbracht mir die Birne vollzuballern. Selbst in den Zeiten, wo von ungefähr Mittag an die dicksten Partys gingen, hatte ich glücklicherweise meistens immer noch genügend Motivation um Skaten aufrecht zu erhalten und nicht schon Nachmittags zu versumpfen. Warum, ist mir bis heute eigentlich noch schleierhaft, nur war es genauso gut. Nicht dass ich das nicht auch mal getan hätte, ich bin keine Spur besser, haha. Aber ich bin froh darüber immer wieder diese Motivation für diese eine Sache gehabt zu haben, um mir die Zeit zu vertreiben, denn sonst hätte es eventuell auch ganz anders laufen können. Wir haben ja alle gesehen wohin zu viel Langeweile in Kombination mit anderen Dingen führen kann. Aber genug erhobener Zeigefinger, eigentlich wollte ich nur darauf hinaus, dass ich auch irgendwie dankbar bin Skateboard zu fahren und auch ein kleinwenig das Gefühl habe Skateboarding in gewissem Maße etwas schuldig zu sein. Möglicherweise kann ich auch deshalb nicht aufhören? Whos know...
Bleibt noch ein letzter möglicher Grund. Ich hatte es eben schon angedeutet: Langeweile. Früher war es auf jeden Fall so, dass ich auch einfach nur aus purer Langeweile skaten war. Keiner da um was anderes zu machen, Wetter gut, also ab aufs Board. Solche Situationen gibt es aber heute wohl kaum noch. In der dann doch rechts eng bemessenen Freizeit ist Langeweile wohl mehr die Seltenheit.
Ein weiterer Antrieb, der mich auf dem Board hält, kommt mir nicht mehr in den Sinn (vielleicht weißt du noch was). Woher also diese Form der Sucht nach Skateboarding in mir kommt, wird wohl für mich ein ewiges Rätsel bleiben. Wie aufgezeigt spielen zwar diverse Faktoren hinein, aber meiner Meinung nach scheint keiner dieser logisch oder stark genug zu sein, um eben DEN ausschlaggebenden Punkt darzustellen. Auch wenn für Außenstehende eventuell die Frage, warum ich meinem Körper nicht den (wohlverdienten) Rückzug vom Skateboarding gönne, ganz klar und eindeutig zu beantworten ist, für mich bleibt es auch weiterhin offen. Es ist etwas, dass ich ganz alleine mit mir selbst ausmachen muss. An der Stelle zählt kein anderer, wenn auch noch so schlüssiger Standpunkt.
„I hate myself, when I’m not Skateboarding“ diese Aussage kann wohl so für mich übernehmen. Auch wenn ich es aus terminlichen und körperlichen Gründen (und vielleicht auch aufgrund mangelnder Motivation) nicht mehr schaffe mir jeden Tag in Arsch zu treten und rauszugehen, so ganz ohne fühle ich mich einfach nicht vollständig. Irgendwie ist dann so eine gewisse Leere vorhanden, etwas fehlt. Gefühlt bin ich ohne Skateboarding einfach nicht ich selbst. Und es wird wohl solange die müden Knochen wenigstens noch etwas mitspielen so bleiben. Scheiß auf SXE und Vegan, das ist mein „Commitment for life“. Solange ich kann, wehre ich mich dagegen jemand zu sein, der zurückblickt und sagt: „Früher bin ich auch mal gefahren…“. Skateboarding ist einfach ein Teil meines Lebens und wird es sicherlich auch immer sein. Selbst, wenn irgendwann einmal der Tag kommst an dem ich wohl oder übel quitten muss, werde ich mit ziemlicher Gewissheit immer noch an vielen Dingen in und um Skateboarding interessiert bleiben.
Eigentlich wären das gute Schlussworte aber, da mir dieses Stück Musik gerade aber permanent im Kopf rumspuckt, will ich es mal mit Cheap Thrills (wenn auch etwas aus dem eigentlichen Sinn gerissen) schließen:
Aus wissenschaftlicher Perspektiv gesehen, bin ich vielleicht einfach nur irgendwie süchtig. Süchtig nach Skateboarding, nach dem Glücksgefühl, was sich einstellt nach erfolgreichen Tricks und/oder Sessions. Vielleicht ist es die Gewissheit in mir, dass sich eben jenes Feeling nicht mehr einstellen wird, je weniger ich fahre und je mehr Sachen ich damit als „..konnte ich von einiger Zeit auch mal…“ abtun muss. Keine Ahnung… Es muss jedenfalls eine ziemlich starke Form von Abhängigkeit sein, wenn man das seinem ohnehin schon getrashten Körper immer weiter antut. Motivation ist es jedenfalls häufig nicht mehr so richtig vorhanden, da ja viele Dinge, die mal die Impulse waren, schlicht und ergreifend so nicht mehr existieren. Gibt es sie also, die Sucht nach Skateboarding? Kann ich mir wahrlich nur schwer vorstellen, wenn man es jedoch genau reflektiert, passen schon so einige klassische Suchtcharakteristika: Weitermachen trotz „körperlichem Verfall“; Einschnitt ins normale Leben, Veränderung der Persönlichkeit, den Alltag entfliehen,… Haha, wie abhängig das doch klingt, irgendwie schon erschreckend. Und leider ist es doch teileweise schon passend. Über einen gewissen Zeitraum (so mindestens 5 Jahre) war mal mein ganzes Leben darauf ausgerichtet. Wochen- und, Tagesablauf waren so geplant, dass Skateboarding möglich war. Stellenweise habe ich Stundenpläne so gebaut, das ich sie mit ein paar Minuten skaten am Tag vereinbaren konnte. Zum Teil ist es sogar heute noch so, dass Vorhaben so geplant werden, dass sich die Stunde Skaten da irgendwie mit reindrücken lässt. Nennt man das Abhängigkeit? Bin ich wirklich süchtig nach Skateboarding?
Öfter wenn ich nicht zum Skaten komme plagt mich eine Art schlechtes Gewissen (und das vermutlich nicht weil ich dann mal für eine paar Tage, meinen alltäglichen Problemen weglaufen kann). Ist es aber nicht so, dass man froh ist mal mit seiner „Droge“ auszusetzen, wenn man süchtig ist? Irgendwie will das Suchtbild ja schon passen, andererseits allerdings besteht für mich auch ein starker Widerspruch dazu, wenn die aufgezeigten Suchtcharakteristika eigentlich positiv auszulegen sind. Die genannten Indikatoren kommen mir, im Zusammenhang mit Skateboarding, teilweise (im positiven Sinne) völlig entfremdet und verzerrt vor. Vieles was sonst mit Drogen bewirkt wird - vom Ruinieren des Körpers mal abgesehen - steht für mich im Bezug auf Skateboarding eher in einen guten als schlechten Kontext. Neben den körperlichen Folgen wäre nur eventuell beim starken Ausrichten des Alltags nach dem Suchtobjekt noch ein Ansatzpunkt für Diskussionen geboten. Sicher habe ich Skateboarding gelebt (und tue das auch immer noch), viel Zeit investiert und mich intensivst damit auseinandergesetzt, allerdings hatte ich auch niemals das Gefühl, dass es mir irgendwie aus der Hand gleitet, dass ich mich dadurch aus der Welt entfremde oder von allem abkapsle. Nie hatte ich das Gefühl nur noch in Skateboarding versunken seine und keine Zeit mehr für anderes zu nutzen. So sagt es mir zumindest mein Empfinden (korrigiert mich, wenn ich falsch liege – aber eigentlich weiß ich, dass es nicht so ist). Alles weitere genannte, wie aus der „Welt entfliehen“ oder „Veränderung der Persönlichkeit“ sind für mich (und nur auf mich bezogen) positive Aspekte und grenzen Skateboarding, meiner Meinung nach, deutlich von einer anderen „negativen“, krankhaften Sucht ab. Eine weiterer Punkt, der nicht so recht dem klassischen Suchtmuster entsprechen will, ist der gewisse Stolz, welcher doch auf bestimmte Art und Weise vorhanden ist. Gibt es denn irgendjemanden, der mit vollem Selbstbewusstsein sagt ich bin/war Alkoholiker oder Heroin-Junkie? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Ich jedenfalls bin schon stolz darauf Skateboarder zu sein! Sucht im klassischen Sinne also, ist an der Stelle wohl doch nicht die treffenste Formulierung; Hingabe vermutlich eine weitaus bessere.
Aber wo kommst sie denn nun her, diese Hingabe, dieses Aufopfern? Was treibt mich an? Mein Körper signalisiert eigentlich mittlerweile ziemlich deutlich, dass ihm das (zu) viele Stauchen durch quasi ungedämpfte Einschläge auf Beton oder Asphalt (und damit meine ich nicht einmal die zahlreichen Slams, sondern das immer wiederkehrende Landen auf harten Untergrund), was Skateboarding nun mal mit sich bringt, nicht mehr schmeckt. Zwei Knöchel, die nur so vor sich hinknacken, eine Wirbelsäule mit ersten Abnutzungserscheinungen (Ärztin sagt: normal mit 40) und vom Knie wollen wir lieber erst gar nicht reden. Also, warum tue ich mir das noch an und kann einfach nicht aufhören? Die Vorfreude auf gelungene Sessions mit Freunden kann es ja wohl kaum noch sein, da ich Skaten meist nur noch mit mir selbst ausmache. Nicht, dass ich mich nicht tierisch freue, wenn ich außergewöhnlicher Weise mal mit jemand zusammen rollen gehen kann, aber in grob geschätzten 95 von 100 Fällen bin ich wohl mittlerweile alleine Unterwegs. Neue Sachen lernt man so nicht mehr allzu häufig. Motivation seine Grenzen weiter zu verschieben, sich selbst zu pushen, ist alleine und (wohl vor allem aber) auch aus körperlicher Sicht ebenfalls nicht mehr so recht da. Mein Skateboarding zur Zeit ist wohl eher der Versuch, das aktuelle Level, so gut es geht, zu halten. Entwicklung passiert gerade ungefähr Null.
Sollten es nicht aber eben die genannten Dinge sein, die einen motivieren, einen bei der Stange halten? Wenn genau dieser Antrieb mittlerweile fehlt, weshalb fällt es mir denn so unglaublich schwer loszulassen? Warum gönne ich nicht einfach meinem Körper die Erholung und setze dem ganzen ein Ende? Ich weiß es einfach nicht! Vernunft ist sicher anders.
Woran liegt es nun also? Hoffnung auf und Andenken an gute Zeiten zugleich? Es sind viele gekommen, noch mehr sind gegangen, aber eins bleibt wohl immer: Erinnerungen. Erinnerungen an viel gute Zeit. Und diese Zeit habe ich wohl einzig und allein dem Brett mit vier Rollen darunter zu verdanken. Jede Session, die ich nicht alleine bestreiten muss macht mir ungeheuer viel Freude und gibt mir Kraft. Auf gewisse Art und Weise ist es dann wie in einer Art Parallelwelt, wo alles ausgeblendet ist. So gut wie jegliche Art an Problem steht für kurze Zeit hinten an. Es wird kein Gedanke an anderes verschwendet, für den Moment zählt nur der aktuelle Augenblick, das Hier und Jetzt. Sind es etwa diese kurzen unbeschwerten Momente bzw. die Angst diese verlieren zu können, die mich dabei halten? Kann und will ich eigentlich gar nicht so recht glauben. Klingt irgendwie so depressiv, so als ob ich abseits des Skateboards keine Freude haben kann, was ja mal definitiv nicht der Fall ist! Fakt ist aber, das es ein gelungener Tag Skateboarden einem ohnehin schon gelungenem Tag noch mal die Krone aufsetzen kann, besonders wenn man diesen mit seinen Homies zusammen erlebt.
Wie es wohl bei so manchem Skater ist, habe auch ich viele meiner Freunde und auch viele andere großartige Typen ausschließlich durch das Skateboard kennengelernt, einige davon (ihr wisst wer ihr seit) gehören glücklicherweise auch jetzt noch zu meinen besten Freunden. Viele Eindrücke und Erfahrungen, die ich so mit der Zeit sammeln durfte, habe ich wohl dem Umfeld, den Menschen um mich herum zu verdanken, in das ich ohne das Brett mit den Rollen wohl nie in der gleichen Form hereingeraten wäre. Ich habe verschiedenste (gut und auch schlechte) Dinge gesehen und möchte nichts davon missen. Genau das hat mich zu dem Gemacht, was ich bin (und da ich mich nicht als Arschloch, fühle bilde ich mir ein, dass es so schon ganz OK ist, haha). Dass, das nun alleine dem Skateboard zu verdanken ist, kann sicher so nicht verpauschalisiert werden, aber ein nicht unbeachtlicher Anteil daran, ist ihm wohl zuzuschreiben. Wie schon erwähnt, die Leute, die einen prägen - der engste Freundeskreis - basiert auf dem damaligen - zur Zeit des Kennenlernens - kleinsten gemeinsamen Nenner: Skateboarding. Aber nicht nur aus der Perspektive betrachtet war das Skateboard für mich formend. Wie bereits (siehe Part I) erwähnt, begann ich ja nach kurzer Zeit jedes zur Verfügung stehende Geld in Skateboarding zu investieren. Ein nicht gerade unwesentlicher Teil davon waren (und sind immer noch) Magazine. Und damit sind wir beim Punkt, denn der dort „gepredigte“, Lebensstil ist definitiv ein starkes Vorbild für mich gewesen. Ganz unbewusst kam man so mit Werten und Normen wie Offenheit und Toleranz in Kontakt. Auch wenn man sagen muss, dass trotz dieser häufig strapazierten beiden Schlagwörter, Skateboarder innerhalb ihres Mikrokosmos eigentlich alles andere als eben dies sind (aber das ist ein anderes Thema), lernte man trotzdem die Dinge auch mal von der anderen Seite zu betrachten, auch mal zu Hinterfragen, was hinter manchem steckt ohne direkt vorzuverurteilen und eben auch Dinge links und rechts neben dem geraden Weg für sich zu entdecken und gut zu finden. Auch wenn ich mich sicher nicht davon freisprechen kann Vorurteile zu haben, sicher auch mal bestimmte Dinge (und sicher auch Menschen) von vorneherein ablehne oder nicht alles immer hinterfrage, war es doch in gewisser Hinsicht eine gute Schule. Und das Monster und Boardstein waren die Bibel, haha. Eventuell - vielleicht sogar sicherlich - wäre ich natürlich auch wieder ohne Skateboarding dort - also bei dem Bild, dass ich mir einrede von mir zu haben - angelangt, jedoch kann ich nicht leugnen, dass es mal wieder seinen Teil zum Kuchen beigetragen hat und dafür bin ich schon sehr dankbar.
So und nachdem ganzen emotionalen Hickhack kommt mir auch gleich noch eine weitere Sache in den Sinn. Der viel zitierte „Skaterlifestyle“ kann noch mehr, als mit der „Ach wir sind so tolerant und anders“-Keule (die ja auf anderer Eben gar nicht so gut funktioniert) schwingen. Eines wird einem aus absolut jeder Richtung, die irgendwie mit Skateboarding in Verbindung steht, eingetrichtert: Party, haha. Überall sieht man Berichte, die sich in irgendeiner Form ums Saufen oder mehr drehen. Exzess hier, lustige Suffgeschichte da... ich kann definitiv nicht abstreiten, dass sich aus dem, was man in der Skateboardwelt so vorgelebt bekommt eine gewisse Vorbildsituation für mich ergeben hat, die ich dann wohl über Jahre (manchmal wohl auch etwas übertrieben) in die Tat umgesetzt habe. Als 18-jähriger mit noch nicht vollständig ausgeprägten Charakter ist man da natürlich schnell dabei und will eigene Erfahrungen sammeln (was definitiv nicht als schlecht zu bewerten ist). Mag ja sein, das Manche mit 18 schon so erwachsen (oder auch schon verlebt) sind, dass Sie das alles nicht mehr tangiert, ich war es jedenfalls nicht und habe gerne jede sich bietende Möglichkeit mitgenommen. Über die Jahre (der Exzesse, haha) waren wir teilweise wohl auf den skurrilsten Partys mit den abgefahrensten Typen unterwegs (bzw. waren die auch bei uns; haha) und haben viele coole bis seltsame Situationen erlebt und aktiv mitgestaltet. Sicher sammelt man so seine Erfahrungen, wenn man jung ist und dies ist somit nicht allein dem Skateboard zu verdanken. Aber ich bin mir sicher, das es ohne Kontakt mit dem Brett nie mit diesen Leuten und in der Form passiert wäre. Viele Peinlichkeiten, die durch den irgendwie entstandenen Hang zur Asozialität unter Alkohol entstanden, wären mir sicher erspart geblieben, jedoch hätte ich auch diverse Geschichten und Situationen, an die ich mich (so seltsam sie auch sein mögen) gerne zurück erinnere, nie erlebt. Wäre ich den „normalen Dorfjugendweg“ oder straighten „Informatikerweg“ oder den „Atrium-Way-Of-Life“ (was ne Wortschöpfung, haha) gegangen, hätte wohl einfach ein Umfeld für so etwas gefehlt.
Sicher es ist schon eine abgefahrene Sache, wenn man sieht, dass ehemalige Mitschüler so mit Anfang/Mitte Zwanzig Kinder haben und Häuser bauen, während man sich selbst in seiner Freizeit mit einem - aus derer Sicht wohl - „Kinderspielzeug“ vergnügt und teilweise, sich wie der letzte (naja, der vorletzte ;-)) Assi benehmend auf diversen Partys mit den abgefahrensten Typen (öfter auch in den schäbigsten Löchern) abhängt. Aber weißte was: I don’t regret, nothing! Wir haben wohl ziemlich viel (in anderen Augen vielleicht stranges) Zeug gesehen und erlebt und ich empfinde nicht so, als ob ich etwas verpasst habe. Ich denke, ich für mich, schaue genau darauf später eher mit Freude und einem Lächeln zurück (zumal wir es ja auch nicht so übertrieben haben, dass davon bleibende Schäden denkbar sind - gehe ich zumindest davon aus, haha), als auf eine abgeschlossene Lehre mit 16 und die ersten Kinder mit 20. Ich fühle mich gut mit den gesammelten Erfahrungen. Und dafür musste ich nicht durch die Welt reisen (den kleinen Seitenhieb konnte ich mir einfach nicht sparen, haha). Um aber mal den Bogen wieder zurückzuspannen, ohne Skateboarding wäre mir sicher so einiges verwährt geblieben. Habe ich eventuell dadurch ein Gefühl etwas schuldig zu sein, etwas zurückgeben zu müssen und kann deshalb nicht quiten? Oder hoffe ich etwa noch mehr in diese Richtung, durch Skateboarding zu erleben? In der jetzigen Situation wohl kaum, möglich und mit ziemlicher Sicherheit auch nicht der Motor, der meine „Kariere“ am Leben erhält.
Früher kam das unbändige Verlagen nach wenigstens einigen Metern Skaten pro Tag wohl auch daher, dass man sich auf einem bestimmten Level (zumindest unter Seinesgleichen) auch etwas Respekt einfuhr. Vielleicht bin anfangs auch gefahren, um ein Kleinwenig andere zu beeindrucken, um mir etwas Lob und Bewunderung abzuholen? Keine Ahnung, jedenfalls, Props nach neuen oder härteren gestanden Tricks waren, neben dem damit ohnehin schon verbundenen Glücksgefühl, zugegebenermaßen schon ein nicht zu vernachlässigender Antrieb. Folglich durfte man auch logischerweise nicht nachlassen. Nicht abgeschlagen sein, dem Level standhalten, nie aufgeben und auch mal Schmerzen hinnehmen. Das Ziel war klar: besser werden, mehr lernen, Fortschritte machen.
Auch die Wut, wenn mal nichts mehr geht, war (und ist auch heute noch) ein Ansporn wieder rauszugehen und weiterzumachen: „Irgendwann muss doch mal der Punkt da sein, wo ich Trick XY so perfekt beherrsche, dass ich frühs um 4 aus dem Bett geholt werden kann und den machen kann...“. Bloß nichts verlernen, nie mehr schlechter – am Besten immer Besser – werden! Mancher nimmt es eben hin, wenn er - so wie ich - nicht mit dem Talent gesegnet ist, dass ihm vieles zufällt und er kaum dafür üben muss, dass vieles auch schnell wieder verschwindet. Ich kann das nicht. Deshalb hieß es, immer wieder raus und üben. Kalt? Egal! Verletzt? (Zu) Kurze Pause und dann weiter! Dadurch habe ich wohl gelernt mich auch zu Dingen quälen zu können, auch wenn es mal schmerzt bzw. unschön ist. Diese Art von Disziplin kann man sowohl positiv, als auch negativ auslegen. Hilft es mir auch jetzt noch weiter, wenn ich mich zu Dingen durchringen kann, wo mir jegliche Art von Motivation dafür fehlt, so sind jetzt genauso die Folgen von eben dieser teilweise damit verbunden Rücksichtslosigkeit gegenüber sich selbst bemerkbar. Hatte ich eben gesagt: „Ich bereue nichts“? Stimmt nicht ganz! Eine Sache bereitet mir im Nachhinein doch noch Bauchschmerzen: Mein Knie. Hätte ich damals nur etwas länger gewartet und es besser auskuriert, wäre vermutlich mein Knie jetzt nicht stellenweise so arg fertig. Aber hätte, wäre, wenn hilft da ja eben jetzt nicht mehr. Wie gesagt: Skateboarding = Love And Hate oder eher Pleasure and Pain, haha. Aber das nur am Rande, denn die Frage was mich dabei hält ist damit für mich immer noch nicht geklärt. Früher für die Props? OK, eventuell. Da ich nun aber größtenteils allein unterwegs bin, für was jetzt? Für die 3 mal im Jahr, wenn es doch nicht der Fall ist, Anerkennung? Kann ich mir kaum vorstellen. Aus Wut schlechter zu werden? Hahaha…
Was mich das Drecksstück Holz auf der einen Seite ruiniert, rettet es mich dann aber auf der anderen Seite auch wieder. Den Spruch „Skateboarding ruined/saved my life.“ finde ich ziemlich passend. Ich habe durch Skateboarding viel gelernt. Was ich aber noch viel mehr schätze ist, dass ich dadurch immer Beschäftigung hatte. Somit war ich glücklicherweise nicht dazu gezwungen die Langeweile anderweitig zu bekämpfen und habe jede Minute meiner Freizeit damit verbracht mir die Birne vollzuballern. Selbst in den Zeiten, wo von ungefähr Mittag an die dicksten Partys gingen, hatte ich glücklicherweise meistens immer noch genügend Motivation um Skaten aufrecht zu erhalten und nicht schon Nachmittags zu versumpfen. Warum, ist mir bis heute eigentlich noch schleierhaft, nur war es genauso gut. Nicht dass ich das nicht auch mal getan hätte, ich bin keine Spur besser, haha. Aber ich bin froh darüber immer wieder diese Motivation für diese eine Sache gehabt zu haben, um mir die Zeit zu vertreiben, denn sonst hätte es eventuell auch ganz anders laufen können. Wir haben ja alle gesehen wohin zu viel Langeweile in Kombination mit anderen Dingen führen kann. Aber genug erhobener Zeigefinger, eigentlich wollte ich nur darauf hinaus, dass ich auch irgendwie dankbar bin Skateboard zu fahren und auch ein kleinwenig das Gefühl habe Skateboarding in gewissem Maße etwas schuldig zu sein. Möglicherweise kann ich auch deshalb nicht aufhören? Whos know...
Bleibt noch ein letzter möglicher Grund. Ich hatte es eben schon angedeutet: Langeweile. Früher war es auf jeden Fall so, dass ich auch einfach nur aus purer Langeweile skaten war. Keiner da um was anderes zu machen, Wetter gut, also ab aufs Board. Solche Situationen gibt es aber heute wohl kaum noch. In der dann doch rechts eng bemessenen Freizeit ist Langeweile wohl mehr die Seltenheit.
Ein weiterer Antrieb, der mich auf dem Board hält, kommt mir nicht mehr in den Sinn (vielleicht weißt du noch was). Woher also diese Form der Sucht nach Skateboarding in mir kommt, wird wohl für mich ein ewiges Rätsel bleiben. Wie aufgezeigt spielen zwar diverse Faktoren hinein, aber meiner Meinung nach scheint keiner dieser logisch oder stark genug zu sein, um eben DEN ausschlaggebenden Punkt darzustellen. Auch wenn für Außenstehende eventuell die Frage, warum ich meinem Körper nicht den (wohlverdienten) Rückzug vom Skateboarding gönne, ganz klar und eindeutig zu beantworten ist, für mich bleibt es auch weiterhin offen. Es ist etwas, dass ich ganz alleine mit mir selbst ausmachen muss. An der Stelle zählt kein anderer, wenn auch noch so schlüssiger Standpunkt.
„I hate myself, when I’m not Skateboarding“ diese Aussage kann wohl so für mich übernehmen. Auch wenn ich es aus terminlichen und körperlichen Gründen (und vielleicht auch aufgrund mangelnder Motivation) nicht mehr schaffe mir jeden Tag in Arsch zu treten und rauszugehen, so ganz ohne fühle ich mich einfach nicht vollständig. Irgendwie ist dann so eine gewisse Leere vorhanden, etwas fehlt. Gefühlt bin ich ohne Skateboarding einfach nicht ich selbst. Und es wird wohl solange die müden Knochen wenigstens noch etwas mitspielen so bleiben. Scheiß auf SXE und Vegan, das ist mein „Commitment for life“. Solange ich kann, wehre ich mich dagegen jemand zu sein, der zurückblickt und sagt: „Früher bin ich auch mal gefahren…“. Skateboarding ist einfach ein Teil meines Lebens und wird es sicherlich auch immer sein. Selbst, wenn irgendwann einmal der Tag kommst an dem ich wohl oder übel quitten muss, werde ich mit ziemlicher Gewissheit immer noch an vielen Dingen in und um Skateboarding interessiert bleiben.
Eigentlich wären das gute Schlussworte aber, da mir dieses Stück Musik gerade aber permanent im Kopf rumspuckt, will ich es mal mit Cheap Thrills (wenn auch etwas aus dem eigentlichen Sinn gerissen) schließen:
„I’m feelin’ like I’m forever cursed […]
a chain reaction and i can’t escape
I can’t get out.“
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