So nachdem ich in Teil 1 und 2 haarklein die Anreise und den Standardtagesablauf beschrieben habe fehlt nun noch der Tag, welcher etwas aus dem Raster fiel: Pyramidenausflug go.
Etwas regelmäßiges nach den Shows gab es aber doch noch, haha, irgendwann ging es dann nämlich ins Bett. Und in der Regel am nächsten Morgen, wie in den ersten beiden Teilen bis zum erbrechen detailliert beschrieben, weiter. Aber jede Regel hat auch so ihre Ausnahmen und in unserem Fall heißt diese Kairo/Pyramidenausflug. Auch wenn der Ausflug eigentlich der pure Stress war, wenn man schon mal in Ägypten ist, sollte man diese Gelegenheit doch wirklich nicht ungenutzt lassen. Diesen ja wie erwähnt (Teil 1) direkt am ersten Tag bei FTI – also unserem Veranstalter gebucht und dementsprechend problemlos lief es auch ab.
Los ging es mitten in der Nacht. Also diesmal nach der Show kein Bett, sondern dass bereits mehrfach bewährte Abhängen bis zum Abholzeitpunkt. Wobei ich gestehen muss, dass mir da schon etwas langweilig war und die Zeit, bis es nun endlich los ging, einfach nicht vorbei gehen wollte. Um 1:30 Uhr war es dann endlich soweit und wir waren froh den Bus endlich betreten, uns hinsetzen und schlafen zu können. Wobei das mit dem Schlafen im Bus ja immer so eine Sache ist, naja. Nach diversen Stops an weiteren Hotels und Straßenkreuzungen, um noch mehr Leute einzusammeln, ging es dann schließlich auf die Autobahn. Die Fahrt in Richtung Kairo verläuft mitten durch die Wüste (und auch teilweise am Roten Meer entlang), vorbei an brennenden Ölquellen und einer Menge Kontrollstützpunkten - scharfe, automatische Bewaffnung inklusive. Die meiste Zeit davon habe ich glücklicherweise doch irgendwie schlafen können, so dass sich die 6 Stundenfahrt nicht ganz so ewig hingezogen hat. Ganz und gar nicht glücklich waren wir mit unserer Platzwahl. Das anfangs noch saubere Busklo, sah nämlich nach ein paar Stunden Fahrt gar nicht mehr so sauber aus und vor allem lag es genau in Riechweite (und das ist kein Tipfehler). Irgendwie hatte es den Anschein, als ob die Toilette übergelaufen war, zumindest zierte eine braun/gelbe Flüssigkeit deren Boden und dementsprechend roch es auch in ihrer Nähe. Die Beiden hinter uns haben das Problem oder besser dessen Lösung jedenfalls schneller erkannt als wir und sind in die letzte Reihe geflüchtet. Erster Gedanke: Scheisse, jetzt den ganzen Tag in der Geruchshölle verbringen, na geil. Als wir noch am innerlich Fluchen über unsere Behäbigkeit waren, hatten die Zwei dann wohl Mitleid mit uns. Sehr sozial und nett, uns die beiden noch freien Plätze neben Ihnen anzubieten! Ich war begeistert. Supergute Aktion! Generell die Beiden (auch jünger und Typ mit Freundin) eigentlich echt zwei Nette. Hätte ich zu dem Zeitpunkt, wo die beiden zugestiegen sind nie vermutet. Hab’ die beiden eher so als „auf HipHop gestylter Prolltyp mit etwas friseurliker Tussi dazu“ abgetan, was aber mal so gar nicht der Fall wahr. Echt nette Menschen. Mal wieder ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass ich/man nicht zu vorschnell – und vor allem nicht aufgrund des Äußeren – über andere Urteilen sollte. Ich bin da wohl manchmal etwas fix.
Gegen acht am Morgen hatten wir dann eine Tankstelle am Ortsrand von Kairo erreicht. Dort alle raus aus dem Bus zur Kaffee- und Pinkelpause. Und schon dort zeichnete sich das Bild, welches sich mir von Kairo eingeprägt hat, ab. Alles staubig, alles dreckig sowie Menschen und Verkehr ohne Ende. Kairo hat echt eine Unmenge Einwohner (ich glaube an die 18 Millionen), wovon sich zwar sicher die Mehrheit kein Auto leisten kann, aber für das Verkehrssystem sind es dennoch viel zu viele, welche über dieses Privileg verfügen. Strassen: Einfach nur krankhaft überfüllt. Luft: einfach nur permanent versmogt und staubig. Straßenverkehr ist dort sowieso eine Sache für sich. Echte Regeln scheint es dort nicht zu geben. Laut unserem Reisefbegleiter hat der Vorfahrt, der am weitesten vorne ist. Ungefähr so sieht der Verkehrsfluss dann auch aus. Stop and go, Hupen, drängeln, jede kleine Lücke nutzen, einfach mal darauf los fahren und das ganze 12-Spurig. Ab und zu noch ein Eselgespann dazwischen oder Frauen im fortgeschrittenen Rentenalter, die einfach so drauflos laufen und so mehrspurige, überfüllte Strassen zu überqueren versuchen. Krasses Bild, krasse Erfahrung. Vergiss Italien, das ist geregelt dagegen! Aber irgendwie kommen sie ja anscheinend auch zurecht.
Irgendwann sind wir nach einer – für mich zumindest - Irrfahrt dann am Ägyptischen Museum angekommen. Dort Karten holen lassen und 10 Minuten Toilettenpause bekommen. Hhhmmm, wie viele Besucher hat das Museum so täglich? Keine Ahnung, aber jeweils eine Toilette pro Geschlecht im zugehörigen Café scheint mir doch sehr wenig dafür. Die lange Schlange davor bestätigte mich dann auch. In 10 Minuten mal schnell auf Toilette? Kannst du vergessen, ein Ding der Unmöglichkeit. Gut das ich es mir noch etwas verkneifen konnte bzw. das meiste bei den Temperaturen sowie verdunstet ist, haha. Steffi konnte es leider nicht mehr aushalten und musste sich zu allem übel auch noch ewig anstellen. Muss die pure Erleichterung gewesen sein, als sie fertig war. Zeitlich lagen wir jedoch jenseits von Gut und Böse, oder zumindest weit über den zugestandenen 10 Minuten. Was für ein Glück, dass wir so einen toleranten Reiseführer hatten, haha (Ich hoffe man versteht mich auch ohne Sarkasmusschild ;-)). Aber mal Spaß beiseite, die pissige Reaktion auf das Zuspätkommen fand ich mal gar nicht so prall. Man muss schon mal mit einer gewissen Entspanntheit ausgestattet sein, falls mal nicht alles bis auf die Minute nach Zeitplan läuft und kann seine Gäste für Anstehzeiten auf Toiletten nicht anseichen. My 2 cents. Generell echt ein freundlicher Typ, der Reiseleiter. Zu gut auch, wie er den Metaller aus unserer Reisegruppe angepisst hat, als der ihn darauf aufmerksam machen wollte, dass in den Menschenmassen im Museum, nicht alle seinen schnellen Schritt folgen können. Haha, den Gesichtsausdrücken und der lauten Sprache nach, hab ich echt gedacht jetzt hauen die sich gleich aufs Maul. Große Unterhaltung!
Im Ägyptischen Museum selbst wurde man dann in Rekordzeit mit allerlei Informationen über die ausgestellten Gegenstände (Särge, Schmuck, Werkzeuge, etc.) bombardiert. Jeder bekam ein Headset und musste versuchen dem, wie bereits erwähnt, flotten Gang unsers Reiseleiters standzuhalten. Damit auch ja keiner verlorengeht, oder warum auch immer, wurde für die Reisegruppe ein Name festgelegt, der von unserem Guide dann permanent durch die Gänge gebrüllt wurde. So richtig habe ich den Sinn nicht verstanden, jedoch fand ich es durchaus amüsant, wie der Typ durch die Hallen geschossen ist und dabei unentwegt „Hurus“ (oder so ähnlich) rumgebrüllt hat. Ich hab’ zwar keine Ahnung, was es heißt oder ist, aber irgendwie klingt es für mich (wahrscheinlich, weil ich damit Hure assoziiere) verdammt nach Schimpfwort. In meinen Gedanken, habe ich mir direkt ausmalen können, wie er sich wahrscheinlich innerlich bei jedem Rufen zu Tode freut, dass er uns ständig Schimpfwörter an den Kopf knallt und es keiner rafft. Komische Gedankengänge, I know, aber würde gut zu dem Typen passen.
Hängengeblieben vom Ägyptischen Museum sind bei mir im Nachhinein eigentlich nur eine Menge Särge/Sarkopharge und Krüge, echt richtig gut erhaltene Hundemumien und die berühmte Maske des Tut-Ench-Ahun. Mumien von Menschen zu besichtigen kostete natürlich Aufpreis und wurde sich somit von uns geklemmt. Als wir wieder aus dem Museum raus waren noch einige Zeit im angenehmen Kairoer’ Smog gechillt und vor allem die Händler abgewehrt, die ständig Bilder auf Papyrus loswerden wollten. Einfach ignorieren ist anscheinend die beste Methode, sobald man einmal ins Gespräch eingestiegen ist und nichts kauft, obwohl die Angebote (wenn auch immer noch überteuert für den Schrott) immer besser werden, sind die Typen dann echt pissig. War schon amüsant zu beobachten, wie die ganzen Leute aus unsrer Gruppe versucht haben die wieder loszuwerden. Nach dortigem Verständnis scheint das Geld hier ja auf Bäumen zu wachsen und man hat es in unbegrenzter Menge zur Verfügung. Dieser Auffassung sind wohl auch das Unverständnis und die Beleidigung, sollte man auch mal ablehnen den letzten Schrott mitzunehmen, geschuldet. Penetrant ist gar kein Ausdruck für die Händler. Auch wenn sie dort wenig haben und jeden Tag am husteln sind, auf diese sich Aufgedränge und auf die Pellegerücke komm’ ich einfach nicht klar.
Schon auf den Wegen hin zum Ägyptischen Museum kamen wir in den vollen Genuss von Kairo (zumindest aus dem Bus heraus). Ich bin total fasziniert und überfordert von dieser Stadt zugleich. Um es mal vorne wegzunehmen, leben will ich dort nicht, unter eigentlich keinen Umständen. Auf keine Stadt, die ich kenne, trifft der Begriff Moloch besser zu als auf die ägyptische Hauptstadt. Alles voller Smog, Staub und Abgase. Von den ärmsten Gegenden bis in die Besseren, alles auf irgendeine Art und Weise dreckig, eng und verbaut. Gebäude entstehen dort eben einfach so und da der Platz für die Masse an Menschen nicht ausreicht und man sich aufgrund der angrenzenden Wüste nicht weiter ausdehnen kann wird nach oben gebaut. Wird noch eine Etage benötigt, wird sie eben drauf gesetzt. Dementsprechend sieht auch die Mehrheit der Häuser aus. Zweckmäßig zusammengeschustert beschreibt es irgendwie ganz gut. In den Randgebieten merkt man auch deutlich, dass man in einem Dritte-Welt-Land zu Gast ist. Hier stehen eher Hütten als Häuser, viel von dem, was noch als Haus durchgeht, ist verfallen, aber trotzdem bewohnt und es wird schon mal direkt an der mehrspurigen Strasse geschlachtet. Aber auch die teureren, besseren Gegenden sehen für europäisches Verständnis nicht gerade gepflegt aus. Irgendwie alles dirty und etwas runtergekommen. Dreckige, architektonisch total chaotische Stadt. Dazu dann noch die ganze Art und Weise zu leben, eigentlich vollständig verabschiedet von westlichen Standards. Irgendwie alles ohne Plan und Regeln, einfach drauf los, komplett unorganisiert. Und es funktioniert trotzdem erstaunlicherweise irgendwie. Unvorstellbar. Krassester Eindruck, den ich in Worten gar nicht so wiedergeben kann. Nur eins noch, mit all’ unseren Systemen zur sozialen Sicherung geht es uns gut. Arm kann noch mal auf ganz anderen Ebenen stattfinden!
Einige der eben beschriebenen Kairoeindrücke durften wir dann auf dem Weg raus aus der Stadt in Richtung Pyramiden sammeln. Durch die guten (und doch irgendwie schäbigen) Gegenden der Stadt, vorbei am Nil und über diesen hinweg ging es nach Gizeh. Auf dem Weg dorthin scheint Kairo nie enden zu wollen. Die Strasse führt über die gesamte Länge durch (dicht) bewohntes Gebiet und irgendwann ist man angekommen. Für mich war das schon überraschend, dass Gizeh und Kairo direkt ineinander übergehen bzw. Gizeh eine Art Stadtteil von Kairo ist. Und noch viel überraschender war die Tatsache, dass sich das bewohnte Gebiet bis direkt vor die Pyramiden erstreckt. Man sieht immer die Fotos und hat 3 Pyramiden direkt in der Wüste vor Augen, aber weit gefehlt. Das macht nur die Perspektive. Direkt zu Fuß der Grabstätten befinden sich Häuser und Stadt, vielleicht maximal einen Steinwurf voneinander entfernt.
In einem Restaurant direkt vor Ort wurde dann (natürlich in Buffetform) Mittag gegessen und dann ging es (mal wieder bedrängt von Händlern) ab zurück in den Bus, um auf das Plateau zu gelangen, welches eine der berühmten Fotoperspektiven bietet. Aber, kaum im Bus gesessen ging es auch schon wieder raus. Um auf das Plateau zu gelangen musste man natürlich Geld bezahlen (OK, bei uns war es im Ausflugspreis enthalten) und durch Metalldetektoren. Seit den Anschlägen vor einigen Jahren ist die Angst vor Attentaten – sicherlich auch begründet – ziemlich groß und vor allen Sehenswürdigkeiten sind Metalldetektoren angebracht, die es erst zu passieren gilt. Sogar der Eingang zum Hotel war durch einen gesichert. Es werden (im Gegensatz zum Flughafen, dazu aber später mehr) wirklich viele Maßnahmen zu Gunsten der Sicherheit getroffen. Allerdings auch kein Wunder, da Tourismus wohl Ägyptens Haupteinnahmequelle ist. Ich will gar nicht wissen, wie viel schlimmer es in dem Land noch aussehen würde, wenn diese aufgrund von gehäuften Anschlägen wegfallen würde.
Aber zurück zu den Pyramiden. Was soll ich sagen, außer das es ist ein eindrucksvoller Anblick ist? Gewaltige Teile, deren Erbauung ohne modernes technisches Gerät jenseits deiner Vorstellungskraft liegt. Muss man sich schon mal ansehen. Direkt am Fotoplateau, dann sofort wieder Abzocke. Touristengegend, da wird großes Geld gewittert. Kaum sind wir aus dem Bus raus und am Fotos machen, gab es direkt wieder die ersten Versuche einem etwas anzudrehen. Die Souvenirs werden dir dort regelrecht unter den Arm geklemmt. Wenn man das erfolgreich abgeblockt hat, kommt dann allerdings die nächste Abzockmasche zum Einsatz. Ein scheinbar netter Ägypter kommt und stellt sich, für das „arabische Flair“ und den passenden Beduinenlook, mit zu dir ins Bild, ob du es willst oder nicht (Und außerdem hat er mir seinen Ekelschal noch umgelegt, was ich aber sofort abgewehrt habe, bäääh). Dann macht er in seiner grenzenlosen Güte auch noch Bilder von dir/euch. Und wenn alles fertig ist, kassiert er dafür ab. Ist ja schließlich nichts umsonst und er ist immerhin mit auf dem Bild. Total perplex von der Masche und sich schuldig fühlend gibt man dann auch sogar etwas. Das Etwas von mir fiel ihm mit 2 Euro wohl etwas zu gering aus. Fängt der Typ nach so einer dreisten Masche, die auch noch belohnt wurde, doch nicht tatsächlich an über den Betrag zu diskutieren. Alter, ich bitte dich. Wie unverschämt kann man denn sein? Zwei Euro für eine „Arbeit“ von ungefähr 30 Sekunden? Dafür, dass er nur mit auf dem Bild stand und noch einmalig den Auslöser betätigt hatte! Für den Betrag muss man hier länger und härter arbeiten gehen. Fuck You!
Ebenfalls next level Abzug: Kameltypen. Vor denen schon im Bus gewarnt wurden, von wegen: Man sollte sich nicht breit quatschen lassen doch auf dem Kamel zu reiten (hatte ich mal abgesehen davon sowieso nicht vor), denn erst steigt man auf und dann lässt der Besitzer einen nicht wieder absteigen und will dafür Geld kassieren. Aber das ist nicht alles, sobald man ein Bild macht und zufällig ein Kamel (mit oder ohne Besitzer) darauf ist, kommt dieser sofort und will Cash. Das merkt man natürlich erst nachdem man ein Kamel (absichtlich oder nicht) fotografiert hat. Aber an der Stelle – auch wenn wir das Kamel direkt und mit voller Absicht festgehalten hatten – war Schluss. Immer noch angepisst von der letzten Abzocke wurde der Geldeintreiber diesmal einfach ignoriert, was diesem wohl gar nicht geschmeckt hat. Aber ey, mir scheissegal, ob ich „not good mister“ bin, fickt euch und eure scheiss Abzockerei, enough is enough. Ich kapitulier bestimmt nicht vor irgendeinem Abzockerkodex, der besagt: „Kamel in einem noch so kleinen Fleck auf dem Bild zu sehen, kostet Geld“. Total nervig, diese ewige und mit allem Geldmachen-Masche.
Recht erstaunt war ich, dass es die kleine Pyramide, die man umsonst betreten konnte auch wirklich kostenfrei zu besichtigen gab. Und das Ganze sogar obwohl 2 Leute davor saßen, die den Einlass regelten und auf Trinkgeld hofften. Jeder Cent freiwillig, ohne Belästigung. Cool, hätte ich meinen Erfahrungen nach nicht für möglich gehalten. Zu sehen gab es in dieser kleinen Pyramide nicht sehr viel. Es ging vom Eingang aus sehr steil auf einem Brett mit eingenagelten Querstreben in die Tiefe. Irgendwann kam man in einem kleinen viereckigen Raum an, wo es aussah, wie in einem alten Keller. Es gab von dort aus nur die Möglichkeit noch einmal etwas tiefer in die Grabkammer zu steigen, oder wieder nach Oben zu gehen. Nach den Leuten, die bereits in der Grabkammer waren, gab es dort nichts anderes zu sehen, als in dem Raum, wo wir uns befanden, also ging es wieder raus an die frische Luft. Was für eine Wohltat doch 40°C und Wüstensonne sein können, haha. Eigentlich denkt man ja, wenn man so eine Pyramide betritt wird es drin wohl kühler sein, zumal man ja auch noch „in die Erde“ hinab steigt. Aber, falsch gedacht, warm und stickig ist es im Inneren, irgendwie Sauna-like. Ekelhaft!
Als dann alle wieder verschwitzt im Bus saßen ging es noch ca. 300m weiter den Berg nach unten, den Sphinx betrachten. Ja richtig, der ist dort auch und er ist wirklich ein Er. Habe ich auch erst vor Ort gelernt.
Nachdem alle ihre Bilder gemacht hatten, noch etwas Geld bei den Souvenirhändlern gelassen hatten sollte es nach einem anstrengenden Tag endlich zurück gehen. So zumindest der bisher vorgestellte Plan. Doch halt, man kann ja mit den Touristen noch etwas Geldmachen, haha. Also ging es natürlich nur „aus reiner arabischer Gastfreundschaft“ noch in einen Parfumladen, der angeblich aus den hochwertigsten natürlichen Produkten so ziemlich jedes bekannte Parfum herstellen kann. Dort wurden diverse Herren- und Damendüfte, sowie Heilöle zu Probe angeboten und auch auf die Haut aufgetragen. Wie gut doch danach der Bus gerochen hat; wie sagt man so schön, wie im Puff, haha. Nachdem wir die arabische Gastfreundschaft voll ausgekostet hatten (wobei der Tee echt lecker war) – und natürlich einige auch etwas Geld für die „hochwertigen“ Parfüme – gelassen hatten, ging es dann endlich auf den Weg zurück zum Hotel. Auf dem Rückweg noch einige Eindrücke von Kairo gesammelt und dann versucht zu schlafen. Der Großteil der Strecke ging dann auch problemlos durch, doch ungefähr 50km vor Hurghada dann ein Rucken und der Bus geht aus. Eigentlich hätte man schon fast damit rechnen können, nachdem er in Kairo schon ab und zu an einigen Kreuzungen gestreikt hat und dann etwas Zeit brauchte um wieder anzuspringen. Den ganzen Tag in der Hitze und mit permanenten Klimaanlagenbetrieb, da musste er wohl heißlaufen. Dort standen wir nun also, im Dunkeln, bei immer noch gefühlten 40°C, mitten in der Wüste, prima. Echt erstaunlich, wie entspannt es alle genommen haben, als auch nach mehreren Versuchen der Bus nicht wieder an ging, aber wahrscheinlich waren wir alle einfach nur zu kaputt. Keine Ahnung, was genau unternommen wurde, aber nach ungefähr 30 Minuten bis einer Stunden lief der Bus wieder und mit einigen kleineren, erneuten Aussetzern kamen wir gegen 22-23:00 Uhr wieder im Hotel an. Dusche!!! Nach einem komplett durchgeschwitzten Tag das Beste. Und dann völlig fertig ab ins Bett.
Nach diesem Trip nun in Summe mit dem Hinflug schon zwei Nächte ohne Schlaf im Urlaub, das nenn’ ich mal Erholung, haha. Aber davon hatte wir ja noch genug. Der Ausflug war am Dienstag, somit hatten wir noch 3 Tage Urlaubschillalltag zur Regeneration zur Verfügung. Nachdem leider relativ schnell auch das Restkontingent an Entspannung aufgebraucht war, stand der Rückflug und damit mal wieder eine Nacht (nun Nummer 3) ohne echten Schlaf an.
Nach problemlosen Rücktransfer zum Flughafen wurde einem dort anhand verschiedener Punkte noch mal deutlich aufgezeigt, dass man sich eben nicht in der EU sondern noch in Ägypten befindet:
Nummer eins: Scheiss einfach auf Kontrolle.
Ich gehe durch den Metalldetektor und es fängt ungefähr überall an zu piepen. Der zuständige Typ winkt mich durch und spornt mich zusätzlich sogar noch zur Eile an, haha. Steffi läuft mit einer Flasche Wasser auch einfach so durch die Kontrolle, kein Problem. Wir hätte da mit Messern, Pistolen, Sprengstoff und wahrscheinlich sogar mit einem Panzer an Bord marschieren können und es hätte niemanden interessiert. Falls jemand mal vorhat ein Flugzeug zu entführen, dort ist sicher genau der richtige Ort dafür, haha.
Nummer zwei: Mit Geld geht alles.
Da wir relativ spät zum Check in kamen, standen wir echt weit hinten in einer der beiden Schlangen. Plötzlich kam ein Flughafenmitarbeiter und winkte immer wieder Leute vor uns zu einem anderen Schalter. Wir uns schon gefragt, was da eigentlich passiert, bis er auch bei uns angekommen war. Gegen den kleinen Unkostenbeitrag von 2 Euro gab es „Turbo-Check-In“ und man wurde einfach vorgezogen, Geld regiert. Wenn man Nachts sowieso schon fertig ist, sagt man da aber auch nicht nein. Easy.
Nummer drei: Scheiss auf Vorsicht
Beim Warten auf den Abflug, kommt plötzlich ein Flughafenmitarbeiter zum Gate und hält einen Rucksack in der Hand, der herrenlos vorgefunden wurde. Diesen versucht er nun an den Besitzer zurückzugeben. Als sich dieser nicht findet, verschwindet er einfach durch eine Türe (und nimmt den Rucksack vermutlich mit nach Hause :-)). In Deutschland wäre in so einer Situation sicher das SEK angerückt, hätte das Terminal großflächig abgeriegelt und via Roboter wäre versucht worden den Rucksack zu entschärfen.
Nummer vier: Es ist stickig und verraucht
…was zum einen an der Temperatur liegt, aber zum anderen auch daran, dass überall im Gebäude, außer am Gate direkt, geraucht wird. Hart, kommt man sich vor wie in den 70er, wo auch in Deutschland noch an jedem möglichen und unmögliche Ort Rauchen erlaubt war. Dazu noch die Temperatur => ekelhafteste Luft.
Und dann stand der Rückflug an, den ich eigentlich - vom Deluxefrühstück bei Coral Blue (Teil 1) mal abgesehen - komplett verschlafen habe. Sicher wieder in Deutschland gelandet. Mit dem Zug nach Hause. Dort festgestellt das wir clevererweise die Hauptsicherung „rausgenommen“ hatten und der gesamte Kühl- und Gefrierschrankinhalt nach einer Woche nun schon zu leben beginnt. Schnell noch einkaufen gegangen, um dann noch rechtzeitig den Deutschen Halbfinaleinzug bewundern zu können.
Eine Wochen Urlaub in drei Teilen, bis aufs kleinste wiedergegeben: That’s it. Finally! Reicht auch, oder?
Falls jemand alle drei Teile vollständig gelesen hat, das Bierangebot steht noch. Beweisfragen: Mein Frühstückshighlight? Was hat sich in mein Gehirn eingebrannt? Und wo fand die arabische Gastfreundschaft statt, haha? Danke, raus!
Etwas regelmäßiges nach den Shows gab es aber doch noch, haha, irgendwann ging es dann nämlich ins Bett. Und in der Regel am nächsten Morgen, wie in den ersten beiden Teilen bis zum erbrechen detailliert beschrieben, weiter. Aber jede Regel hat auch so ihre Ausnahmen und in unserem Fall heißt diese Kairo/Pyramidenausflug. Auch wenn der Ausflug eigentlich der pure Stress war, wenn man schon mal in Ägypten ist, sollte man diese Gelegenheit doch wirklich nicht ungenutzt lassen. Diesen ja wie erwähnt (Teil 1) direkt am ersten Tag bei FTI – also unserem Veranstalter gebucht und dementsprechend problemlos lief es auch ab.
Los ging es mitten in der Nacht. Also diesmal nach der Show kein Bett, sondern dass bereits mehrfach bewährte Abhängen bis zum Abholzeitpunkt. Wobei ich gestehen muss, dass mir da schon etwas langweilig war und die Zeit, bis es nun endlich los ging, einfach nicht vorbei gehen wollte. Um 1:30 Uhr war es dann endlich soweit und wir waren froh den Bus endlich betreten, uns hinsetzen und schlafen zu können. Wobei das mit dem Schlafen im Bus ja immer so eine Sache ist, naja. Nach diversen Stops an weiteren Hotels und Straßenkreuzungen, um noch mehr Leute einzusammeln, ging es dann schließlich auf die Autobahn. Die Fahrt in Richtung Kairo verläuft mitten durch die Wüste (und auch teilweise am Roten Meer entlang), vorbei an brennenden Ölquellen und einer Menge Kontrollstützpunkten - scharfe, automatische Bewaffnung inklusive. Die meiste Zeit davon habe ich glücklicherweise doch irgendwie schlafen können, so dass sich die 6 Stundenfahrt nicht ganz so ewig hingezogen hat. Ganz und gar nicht glücklich waren wir mit unserer Platzwahl. Das anfangs noch saubere Busklo, sah nämlich nach ein paar Stunden Fahrt gar nicht mehr so sauber aus und vor allem lag es genau in Riechweite (und das ist kein Tipfehler). Irgendwie hatte es den Anschein, als ob die Toilette übergelaufen war, zumindest zierte eine braun/gelbe Flüssigkeit deren Boden und dementsprechend roch es auch in ihrer Nähe. Die Beiden hinter uns haben das Problem oder besser dessen Lösung jedenfalls schneller erkannt als wir und sind in die letzte Reihe geflüchtet. Erster Gedanke: Scheisse, jetzt den ganzen Tag in der Geruchshölle verbringen, na geil. Als wir noch am innerlich Fluchen über unsere Behäbigkeit waren, hatten die Zwei dann wohl Mitleid mit uns. Sehr sozial und nett, uns die beiden noch freien Plätze neben Ihnen anzubieten! Ich war begeistert. Supergute Aktion! Generell die Beiden (auch jünger und Typ mit Freundin) eigentlich echt zwei Nette. Hätte ich zu dem Zeitpunkt, wo die beiden zugestiegen sind nie vermutet. Hab’ die beiden eher so als „auf HipHop gestylter Prolltyp mit etwas friseurliker Tussi dazu“ abgetan, was aber mal so gar nicht der Fall wahr. Echt nette Menschen. Mal wieder ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass ich/man nicht zu vorschnell – und vor allem nicht aufgrund des Äußeren – über andere Urteilen sollte. Ich bin da wohl manchmal etwas fix.
Gegen acht am Morgen hatten wir dann eine Tankstelle am Ortsrand von Kairo erreicht. Dort alle raus aus dem Bus zur Kaffee- und Pinkelpause. Und schon dort zeichnete sich das Bild, welches sich mir von Kairo eingeprägt hat, ab. Alles staubig, alles dreckig sowie Menschen und Verkehr ohne Ende. Kairo hat echt eine Unmenge Einwohner (ich glaube an die 18 Millionen), wovon sich zwar sicher die Mehrheit kein Auto leisten kann, aber für das Verkehrssystem sind es dennoch viel zu viele, welche über dieses Privileg verfügen. Strassen: Einfach nur krankhaft überfüllt. Luft: einfach nur permanent versmogt und staubig. Straßenverkehr ist dort sowieso eine Sache für sich. Echte Regeln scheint es dort nicht zu geben. Laut unserem Reisefbegleiter hat der Vorfahrt, der am weitesten vorne ist. Ungefähr so sieht der Verkehrsfluss dann auch aus. Stop and go, Hupen, drängeln, jede kleine Lücke nutzen, einfach mal darauf los fahren und das ganze 12-Spurig. Ab und zu noch ein Eselgespann dazwischen oder Frauen im fortgeschrittenen Rentenalter, die einfach so drauflos laufen und so mehrspurige, überfüllte Strassen zu überqueren versuchen. Krasses Bild, krasse Erfahrung. Vergiss Italien, das ist geregelt dagegen! Aber irgendwie kommen sie ja anscheinend auch zurecht.
Irgendwann sind wir nach einer – für mich zumindest - Irrfahrt dann am Ägyptischen Museum angekommen. Dort Karten holen lassen und 10 Minuten Toilettenpause bekommen. Hhhmmm, wie viele Besucher hat das Museum so täglich? Keine Ahnung, aber jeweils eine Toilette pro Geschlecht im zugehörigen Café scheint mir doch sehr wenig dafür. Die lange Schlange davor bestätigte mich dann auch. In 10 Minuten mal schnell auf Toilette? Kannst du vergessen, ein Ding der Unmöglichkeit. Gut das ich es mir noch etwas verkneifen konnte bzw. das meiste bei den Temperaturen sowie verdunstet ist, haha. Steffi konnte es leider nicht mehr aushalten und musste sich zu allem übel auch noch ewig anstellen. Muss die pure Erleichterung gewesen sein, als sie fertig war. Zeitlich lagen wir jedoch jenseits von Gut und Böse, oder zumindest weit über den zugestandenen 10 Minuten. Was für ein Glück, dass wir so einen toleranten Reiseführer hatten, haha (Ich hoffe man versteht mich auch ohne Sarkasmusschild ;-)). Aber mal Spaß beiseite, die pissige Reaktion auf das Zuspätkommen fand ich mal gar nicht so prall. Man muss schon mal mit einer gewissen Entspanntheit ausgestattet sein, falls mal nicht alles bis auf die Minute nach Zeitplan läuft und kann seine Gäste für Anstehzeiten auf Toiletten nicht anseichen. My 2 cents. Generell echt ein freundlicher Typ, der Reiseleiter. Zu gut auch, wie er den Metaller aus unserer Reisegruppe angepisst hat, als der ihn darauf aufmerksam machen wollte, dass in den Menschenmassen im Museum, nicht alle seinen schnellen Schritt folgen können. Haha, den Gesichtsausdrücken und der lauten Sprache nach, hab ich echt gedacht jetzt hauen die sich gleich aufs Maul. Große Unterhaltung!
Im Ägyptischen Museum selbst wurde man dann in Rekordzeit mit allerlei Informationen über die ausgestellten Gegenstände (Särge, Schmuck, Werkzeuge, etc.) bombardiert. Jeder bekam ein Headset und musste versuchen dem, wie bereits erwähnt, flotten Gang unsers Reiseleiters standzuhalten. Damit auch ja keiner verlorengeht, oder warum auch immer, wurde für die Reisegruppe ein Name festgelegt, der von unserem Guide dann permanent durch die Gänge gebrüllt wurde. So richtig habe ich den Sinn nicht verstanden, jedoch fand ich es durchaus amüsant, wie der Typ durch die Hallen geschossen ist und dabei unentwegt „Hurus“ (oder so ähnlich) rumgebrüllt hat. Ich hab’ zwar keine Ahnung, was es heißt oder ist, aber irgendwie klingt es für mich (wahrscheinlich, weil ich damit Hure assoziiere) verdammt nach Schimpfwort. In meinen Gedanken, habe ich mir direkt ausmalen können, wie er sich wahrscheinlich innerlich bei jedem Rufen zu Tode freut, dass er uns ständig Schimpfwörter an den Kopf knallt und es keiner rafft. Komische Gedankengänge, I know, aber würde gut zu dem Typen passen.
Hängengeblieben vom Ägyptischen Museum sind bei mir im Nachhinein eigentlich nur eine Menge Särge/Sarkopharge und Krüge, echt richtig gut erhaltene Hundemumien und die berühmte Maske des Tut-Ench-Ahun. Mumien von Menschen zu besichtigen kostete natürlich Aufpreis und wurde sich somit von uns geklemmt. Als wir wieder aus dem Museum raus waren noch einige Zeit im angenehmen Kairoer’ Smog gechillt und vor allem die Händler abgewehrt, die ständig Bilder auf Papyrus loswerden wollten. Einfach ignorieren ist anscheinend die beste Methode, sobald man einmal ins Gespräch eingestiegen ist und nichts kauft, obwohl die Angebote (wenn auch immer noch überteuert für den Schrott) immer besser werden, sind die Typen dann echt pissig. War schon amüsant zu beobachten, wie die ganzen Leute aus unsrer Gruppe versucht haben die wieder loszuwerden. Nach dortigem Verständnis scheint das Geld hier ja auf Bäumen zu wachsen und man hat es in unbegrenzter Menge zur Verfügung. Dieser Auffassung sind wohl auch das Unverständnis und die Beleidigung, sollte man auch mal ablehnen den letzten Schrott mitzunehmen, geschuldet. Penetrant ist gar kein Ausdruck für die Händler. Auch wenn sie dort wenig haben und jeden Tag am husteln sind, auf diese sich Aufgedränge und auf die Pellegerücke komm’ ich einfach nicht klar.
Schon auf den Wegen hin zum Ägyptischen Museum kamen wir in den vollen Genuss von Kairo (zumindest aus dem Bus heraus). Ich bin total fasziniert und überfordert von dieser Stadt zugleich. Um es mal vorne wegzunehmen, leben will ich dort nicht, unter eigentlich keinen Umständen. Auf keine Stadt, die ich kenne, trifft der Begriff Moloch besser zu als auf die ägyptische Hauptstadt. Alles voller Smog, Staub und Abgase. Von den ärmsten Gegenden bis in die Besseren, alles auf irgendeine Art und Weise dreckig, eng und verbaut. Gebäude entstehen dort eben einfach so und da der Platz für die Masse an Menschen nicht ausreicht und man sich aufgrund der angrenzenden Wüste nicht weiter ausdehnen kann wird nach oben gebaut. Wird noch eine Etage benötigt, wird sie eben drauf gesetzt. Dementsprechend sieht auch die Mehrheit der Häuser aus. Zweckmäßig zusammengeschustert beschreibt es irgendwie ganz gut. In den Randgebieten merkt man auch deutlich, dass man in einem Dritte-Welt-Land zu Gast ist. Hier stehen eher Hütten als Häuser, viel von dem, was noch als Haus durchgeht, ist verfallen, aber trotzdem bewohnt und es wird schon mal direkt an der mehrspurigen Strasse geschlachtet. Aber auch die teureren, besseren Gegenden sehen für europäisches Verständnis nicht gerade gepflegt aus. Irgendwie alles dirty und etwas runtergekommen. Dreckige, architektonisch total chaotische Stadt. Dazu dann noch die ganze Art und Weise zu leben, eigentlich vollständig verabschiedet von westlichen Standards. Irgendwie alles ohne Plan und Regeln, einfach drauf los, komplett unorganisiert. Und es funktioniert trotzdem erstaunlicherweise irgendwie. Unvorstellbar. Krassester Eindruck, den ich in Worten gar nicht so wiedergeben kann. Nur eins noch, mit all’ unseren Systemen zur sozialen Sicherung geht es uns gut. Arm kann noch mal auf ganz anderen Ebenen stattfinden!
Einige der eben beschriebenen Kairoeindrücke durften wir dann auf dem Weg raus aus der Stadt in Richtung Pyramiden sammeln. Durch die guten (und doch irgendwie schäbigen) Gegenden der Stadt, vorbei am Nil und über diesen hinweg ging es nach Gizeh. Auf dem Weg dorthin scheint Kairo nie enden zu wollen. Die Strasse führt über die gesamte Länge durch (dicht) bewohntes Gebiet und irgendwann ist man angekommen. Für mich war das schon überraschend, dass Gizeh und Kairo direkt ineinander übergehen bzw. Gizeh eine Art Stadtteil von Kairo ist. Und noch viel überraschender war die Tatsache, dass sich das bewohnte Gebiet bis direkt vor die Pyramiden erstreckt. Man sieht immer die Fotos und hat 3 Pyramiden direkt in der Wüste vor Augen, aber weit gefehlt. Das macht nur die Perspektive. Direkt zu Fuß der Grabstätten befinden sich Häuser und Stadt, vielleicht maximal einen Steinwurf voneinander entfernt.
In einem Restaurant direkt vor Ort wurde dann (natürlich in Buffetform) Mittag gegessen und dann ging es (mal wieder bedrängt von Händlern) ab zurück in den Bus, um auf das Plateau zu gelangen, welches eine der berühmten Fotoperspektiven bietet. Aber, kaum im Bus gesessen ging es auch schon wieder raus. Um auf das Plateau zu gelangen musste man natürlich Geld bezahlen (OK, bei uns war es im Ausflugspreis enthalten) und durch Metalldetektoren. Seit den Anschlägen vor einigen Jahren ist die Angst vor Attentaten – sicherlich auch begründet – ziemlich groß und vor allen Sehenswürdigkeiten sind Metalldetektoren angebracht, die es erst zu passieren gilt. Sogar der Eingang zum Hotel war durch einen gesichert. Es werden (im Gegensatz zum Flughafen, dazu aber später mehr) wirklich viele Maßnahmen zu Gunsten der Sicherheit getroffen. Allerdings auch kein Wunder, da Tourismus wohl Ägyptens Haupteinnahmequelle ist. Ich will gar nicht wissen, wie viel schlimmer es in dem Land noch aussehen würde, wenn diese aufgrund von gehäuften Anschlägen wegfallen würde.
Aber zurück zu den Pyramiden. Was soll ich sagen, außer das es ist ein eindrucksvoller Anblick ist? Gewaltige Teile, deren Erbauung ohne modernes technisches Gerät jenseits deiner Vorstellungskraft liegt. Muss man sich schon mal ansehen. Direkt am Fotoplateau, dann sofort wieder Abzocke. Touristengegend, da wird großes Geld gewittert. Kaum sind wir aus dem Bus raus und am Fotos machen, gab es direkt wieder die ersten Versuche einem etwas anzudrehen. Die Souvenirs werden dir dort regelrecht unter den Arm geklemmt. Wenn man das erfolgreich abgeblockt hat, kommt dann allerdings die nächste Abzockmasche zum Einsatz. Ein scheinbar netter Ägypter kommt und stellt sich, für das „arabische Flair“ und den passenden Beduinenlook, mit zu dir ins Bild, ob du es willst oder nicht (Und außerdem hat er mir seinen Ekelschal noch umgelegt, was ich aber sofort abgewehrt habe, bäääh). Dann macht er in seiner grenzenlosen Güte auch noch Bilder von dir/euch. Und wenn alles fertig ist, kassiert er dafür ab. Ist ja schließlich nichts umsonst und er ist immerhin mit auf dem Bild. Total perplex von der Masche und sich schuldig fühlend gibt man dann auch sogar etwas. Das Etwas von mir fiel ihm mit 2 Euro wohl etwas zu gering aus. Fängt der Typ nach so einer dreisten Masche, die auch noch belohnt wurde, doch nicht tatsächlich an über den Betrag zu diskutieren. Alter, ich bitte dich. Wie unverschämt kann man denn sein? Zwei Euro für eine „Arbeit“ von ungefähr 30 Sekunden? Dafür, dass er nur mit auf dem Bild stand und noch einmalig den Auslöser betätigt hatte! Für den Betrag muss man hier länger und härter arbeiten gehen. Fuck You!
Ebenfalls next level Abzug: Kameltypen. Vor denen schon im Bus gewarnt wurden, von wegen: Man sollte sich nicht breit quatschen lassen doch auf dem Kamel zu reiten (hatte ich mal abgesehen davon sowieso nicht vor), denn erst steigt man auf und dann lässt der Besitzer einen nicht wieder absteigen und will dafür Geld kassieren. Aber das ist nicht alles, sobald man ein Bild macht und zufällig ein Kamel (mit oder ohne Besitzer) darauf ist, kommt dieser sofort und will Cash. Das merkt man natürlich erst nachdem man ein Kamel (absichtlich oder nicht) fotografiert hat. Aber an der Stelle – auch wenn wir das Kamel direkt und mit voller Absicht festgehalten hatten – war Schluss. Immer noch angepisst von der letzten Abzocke wurde der Geldeintreiber diesmal einfach ignoriert, was diesem wohl gar nicht geschmeckt hat. Aber ey, mir scheissegal, ob ich „not good mister“ bin, fickt euch und eure scheiss Abzockerei, enough is enough. Ich kapitulier bestimmt nicht vor irgendeinem Abzockerkodex, der besagt: „Kamel in einem noch so kleinen Fleck auf dem Bild zu sehen, kostet Geld“. Total nervig, diese ewige und mit allem Geldmachen-Masche.
Recht erstaunt war ich, dass es die kleine Pyramide, die man umsonst betreten konnte auch wirklich kostenfrei zu besichtigen gab. Und das Ganze sogar obwohl 2 Leute davor saßen, die den Einlass regelten und auf Trinkgeld hofften. Jeder Cent freiwillig, ohne Belästigung. Cool, hätte ich meinen Erfahrungen nach nicht für möglich gehalten. Zu sehen gab es in dieser kleinen Pyramide nicht sehr viel. Es ging vom Eingang aus sehr steil auf einem Brett mit eingenagelten Querstreben in die Tiefe. Irgendwann kam man in einem kleinen viereckigen Raum an, wo es aussah, wie in einem alten Keller. Es gab von dort aus nur die Möglichkeit noch einmal etwas tiefer in die Grabkammer zu steigen, oder wieder nach Oben zu gehen. Nach den Leuten, die bereits in der Grabkammer waren, gab es dort nichts anderes zu sehen, als in dem Raum, wo wir uns befanden, also ging es wieder raus an die frische Luft. Was für eine Wohltat doch 40°C und Wüstensonne sein können, haha. Eigentlich denkt man ja, wenn man so eine Pyramide betritt wird es drin wohl kühler sein, zumal man ja auch noch „in die Erde“ hinab steigt. Aber, falsch gedacht, warm und stickig ist es im Inneren, irgendwie Sauna-like. Ekelhaft!
Als dann alle wieder verschwitzt im Bus saßen ging es noch ca. 300m weiter den Berg nach unten, den Sphinx betrachten. Ja richtig, der ist dort auch und er ist wirklich ein Er. Habe ich auch erst vor Ort gelernt.
Nachdem alle ihre Bilder gemacht hatten, noch etwas Geld bei den Souvenirhändlern gelassen hatten sollte es nach einem anstrengenden Tag endlich zurück gehen. So zumindest der bisher vorgestellte Plan. Doch halt, man kann ja mit den Touristen noch etwas Geldmachen, haha. Also ging es natürlich nur „aus reiner arabischer Gastfreundschaft“ noch in einen Parfumladen, der angeblich aus den hochwertigsten natürlichen Produkten so ziemlich jedes bekannte Parfum herstellen kann. Dort wurden diverse Herren- und Damendüfte, sowie Heilöle zu Probe angeboten und auch auf die Haut aufgetragen. Wie gut doch danach der Bus gerochen hat; wie sagt man so schön, wie im Puff, haha. Nachdem wir die arabische Gastfreundschaft voll ausgekostet hatten (wobei der Tee echt lecker war) – und natürlich einige auch etwas Geld für die „hochwertigen“ Parfüme – gelassen hatten, ging es dann endlich auf den Weg zurück zum Hotel. Auf dem Rückweg noch einige Eindrücke von Kairo gesammelt und dann versucht zu schlafen. Der Großteil der Strecke ging dann auch problemlos durch, doch ungefähr 50km vor Hurghada dann ein Rucken und der Bus geht aus. Eigentlich hätte man schon fast damit rechnen können, nachdem er in Kairo schon ab und zu an einigen Kreuzungen gestreikt hat und dann etwas Zeit brauchte um wieder anzuspringen. Den ganzen Tag in der Hitze und mit permanenten Klimaanlagenbetrieb, da musste er wohl heißlaufen. Dort standen wir nun also, im Dunkeln, bei immer noch gefühlten 40°C, mitten in der Wüste, prima. Echt erstaunlich, wie entspannt es alle genommen haben, als auch nach mehreren Versuchen der Bus nicht wieder an ging, aber wahrscheinlich waren wir alle einfach nur zu kaputt. Keine Ahnung, was genau unternommen wurde, aber nach ungefähr 30 Minuten bis einer Stunden lief der Bus wieder und mit einigen kleineren, erneuten Aussetzern kamen wir gegen 22-23:00 Uhr wieder im Hotel an. Dusche!!! Nach einem komplett durchgeschwitzten Tag das Beste. Und dann völlig fertig ab ins Bett.
Nach diesem Trip nun in Summe mit dem Hinflug schon zwei Nächte ohne Schlaf im Urlaub, das nenn’ ich mal Erholung, haha. Aber davon hatte wir ja noch genug. Der Ausflug war am Dienstag, somit hatten wir noch 3 Tage Urlaubschillalltag zur Regeneration zur Verfügung. Nachdem leider relativ schnell auch das Restkontingent an Entspannung aufgebraucht war, stand der Rückflug und damit mal wieder eine Nacht (nun Nummer 3) ohne echten Schlaf an.
Nach problemlosen Rücktransfer zum Flughafen wurde einem dort anhand verschiedener Punkte noch mal deutlich aufgezeigt, dass man sich eben nicht in der EU sondern noch in Ägypten befindet:
Nummer eins: Scheiss einfach auf Kontrolle.
Ich gehe durch den Metalldetektor und es fängt ungefähr überall an zu piepen. Der zuständige Typ winkt mich durch und spornt mich zusätzlich sogar noch zur Eile an, haha. Steffi läuft mit einer Flasche Wasser auch einfach so durch die Kontrolle, kein Problem. Wir hätte da mit Messern, Pistolen, Sprengstoff und wahrscheinlich sogar mit einem Panzer an Bord marschieren können und es hätte niemanden interessiert. Falls jemand mal vorhat ein Flugzeug zu entführen, dort ist sicher genau der richtige Ort dafür, haha.
Nummer zwei: Mit Geld geht alles.
Da wir relativ spät zum Check in kamen, standen wir echt weit hinten in einer der beiden Schlangen. Plötzlich kam ein Flughafenmitarbeiter und winkte immer wieder Leute vor uns zu einem anderen Schalter. Wir uns schon gefragt, was da eigentlich passiert, bis er auch bei uns angekommen war. Gegen den kleinen Unkostenbeitrag von 2 Euro gab es „Turbo-Check-In“ und man wurde einfach vorgezogen, Geld regiert. Wenn man Nachts sowieso schon fertig ist, sagt man da aber auch nicht nein. Easy.
Nummer drei: Scheiss auf Vorsicht
Beim Warten auf den Abflug, kommt plötzlich ein Flughafenmitarbeiter zum Gate und hält einen Rucksack in der Hand, der herrenlos vorgefunden wurde. Diesen versucht er nun an den Besitzer zurückzugeben. Als sich dieser nicht findet, verschwindet er einfach durch eine Türe (und nimmt den Rucksack vermutlich mit nach Hause :-)). In Deutschland wäre in so einer Situation sicher das SEK angerückt, hätte das Terminal großflächig abgeriegelt und via Roboter wäre versucht worden den Rucksack zu entschärfen.
Nummer vier: Es ist stickig und verraucht
…was zum einen an der Temperatur liegt, aber zum anderen auch daran, dass überall im Gebäude, außer am Gate direkt, geraucht wird. Hart, kommt man sich vor wie in den 70er, wo auch in Deutschland noch an jedem möglichen und unmögliche Ort Rauchen erlaubt war. Dazu noch die Temperatur => ekelhafteste Luft.
Und dann stand der Rückflug an, den ich eigentlich - vom Deluxefrühstück bei Coral Blue (Teil 1) mal abgesehen - komplett verschlafen habe. Sicher wieder in Deutschland gelandet. Mit dem Zug nach Hause. Dort festgestellt das wir clevererweise die Hauptsicherung „rausgenommen“ hatten und der gesamte Kühl- und Gefrierschrankinhalt nach einer Woche nun schon zu leben beginnt. Schnell noch einkaufen gegangen, um dann noch rechtzeitig den Deutschen Halbfinaleinzug bewundern zu können.
Eine Wochen Urlaub in drei Teilen, bis aufs kleinste wiedergegeben: That’s it. Finally! Reicht auch, oder?
Falls jemand alle drei Teile vollständig gelesen hat, das Bierangebot steht noch. Beweisfragen: Mein Frühstückshighlight? Was hat sich in mein Gehirn eingebrannt? Und wo fand die arabische Gastfreundschaft statt, haha? Danke, raus!
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