Freitag, März 25, 2011

Subject: Skatevideo

Da ich gerade über etwas Off-Time verfüge, nutze ich die Gunst der Stunde mal wieder etwas Text rauszuwerfen. Dieses Mal soll es sich, wie man unschwer am Header erkennen kann, um das Phänomen Skatevideos drehen.

In manchen Dingen bin wohl zweifelsfrei ein Addict, Nerd, Hänger oder etwas milder ausgedrückt schlicht und einfach ein Sammler. Neben meiner Kollektion an Musik und (Skateboard-)Mags (und in letzter Zeit wohl auch vermehrt Schuhen), bin ich in Sachen Skateboardvideos/ -DVDs zwar immer noch relativ überschaubar aufgestellt, jedoch kann man auch hier ohne Zweifel schon das Wort Sammlung in den Mund nehmen, da sich im Verlauf der letzten Dekade doch so einiges an Perlen (und auch anderem) angesammelt hat.

Der Grundstein für meine Sammelwut wurde anno 2000 gelegt. Gerade frisch mit dem Skaten begonnen und angestachelt von einigen eher weniger guten „Fun-Sport“-Formaten bei diversen bekannten Sport-Sendern (wie der Kommentator aka Guido Heuber, doch damals so gut wie jede einzelne Trickbezeichnung verkackt hat, haha) wollte ich mehr Bewegtbild von Skateboading sehen. Da es das Internet in seiner jetzigen Form so noch nicht gab - von Youtube und anderen Videoplattformen ganz zu schweigen, war man also dazu angehalten sich Videos zu kaufen, wollte man Skaten außerhalb der einschlägigen Action-Sport-Format-Darstellungen zu sehen bekommen.

Mein erstes richtiges Skatevideo - ja damals waren das noch wirkliche Videos, auf VHS und so - war dann ein Exemplar der in (un)regelmäßig erscheinenden Videoausgabe des Trasher-Magazines mit dem Titel „Scorching Summer“. Ich weiß noch genau, wie ich es zum ersten Mal in den Videorecorder geschoben habe, auf Play drückte und das Video direkt mit einem riesigen Double-Set-Ollie von Diego Bucchieri startete. Ich bin aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen, echtes Streetskating in bewegten Bildern! So etwas hatte ich mit meinen, bis dahin auf die TV-Darstellung von Skateboarding beschränktem Horizont, noch nie gesehen. Das Ding gab mir direkt einen unglaublichen Motivationsschub und den Hunger nach mehr war geweckt - mehr selbst machen, aber auch immer mehr sehen wollen. Ab da nahm alles seinen Lauf und immer, wenn es meine zu dieser Zeit doch arg schmale finanzielle Lage zuließ, wurde ein neues Filmchen mitgenommen.

Ich habe jeden dieser Momente genossen (und tue es noch heute), wenn ich nach Hause kam, ein neue(s) Video/DVD einlegen konnte und „frisches“ Skateboarding über den Fernseher flimmerte. Was habe ich meine Errungenschaften rauf und runter gesehen: vor einer Session, nach einer Session, alleine, zusammen mit den Homies. Wie oft wir doch vor meinem für das kleine Zimmer, viel zu großen Fernseher abgehangen haben und gefühlt hunderte von Videos gesehen haben. Im Winter gab es nichts besseres zum Nachmittäglichem Abhängen. Erst schön in den SOS gelaufen, Bier holen und dann ab vor den Fernseher. Bier, Skatevideo und endlose Diskussionen und „Boah, krass“-Einwürfe bezüglich dem was da gerade über den Bildschirm flackerte, so haben Christoph und ich viele Stunden verbracht. Das waren Zeiten, an die ich mich gerne zurück erinnere. Das war eine Faszination. Und vorausgesetzt ich finde jetzt die Zeit, genieße ich sie immer noch: diese Faszination, wenn auch in der Luxusvariante mit großer Couch an Stelle abgeranzter Stühle und High-End-Fernseher statt Röhrenkiste.

Bei jedem Mal, wo eine DVD den Weg in den Player findet oder doch noch mal die gute alte VHS strapaziert wird, überkommt mich ein gutes Gefühl sobald die ersten Tricks über den Bildschirm flimmern. Ob an einem x-beliebigen Abend mit Buff und ‘ner Tüte Chips; an einem Samstagnachmittag nach einer, der doch relativ wenig gewordenen, Session, schön mit einem Bier oder an einem Sonntagmorgen irgendwo zwischen Frühstück und der Zubereitung des Mittagessens mit einer Dose Red Bull, es hat immer etwas gechilltes, entspanntes, genießerisches - irgendwie eine Art Ritual zum Abschalten, zum Runterkommen.

Neben dem Wohlfühl- /Chillfaktor beim Konsumieren, dem Nostalgiefaktor beim Einlegen alter Sachen, wird die Faszination für "frisches" Skaten immer ein Punkt bleiben, welchem ich mich nicht entziehen kann und der die Sammlung langsam aber kontinuierlich wachsen lässt. Zwar bin ich, bei den Sachen, welche ich mir wirklich physisch in den Schrank stelle, deutlich selektiver geworden. Jedoch muss ich alles, worüber die Skatewelt gerade spricht, (zumindest einmal) gesehen haben. Sollte das Gesehene dann auch noch wirklich gut gemacht sein und ich dann das Verlangen verspüren, es mir noch ein zweites Mal ansehen zu wollen, stehen die Chancen bei nahezu 100%, das dieses Werk früher oder später (sollte es denn zu bekommen sein) den Weg in meinen Schrank findet.

Wert gesehen zu werden sind viele doch Original muss man definitiv nur wenige haben. Gut gemacht muss es eben sein und daran habe ich inzwischen doch relativ hohe Ansprüche. Um aus der Flut an Skatefootage herauszustechen, zählt mittlerweile viel mehr als nur Tricks, Fahrernamen oder der Name einer großen Company im Vorspann. Es muss einfach vieles passen und vor allem muss ich persönlich auch damit auf einer Wellenlänge liegen. Ich bin da wohl relativ schwierig zufrieden zu stellen, wobei mich eigentlich alle Facetten des Genres Skatevideo begeistern können. Ob Hollywoodlike mit teuren Effekten, auf den Spaß am Skaten und seinen Sideeffekten ausgelegtes im Stile der RDS-Filme, rau und pur oder aber auch mal künstlerisch angehaucht, ich kann mich für alles begeistern, wenn nur die Details stimmen.

Auch wenn es bei weitem nicht alles ist, was ein gutes Video ausmacht gibt es zwei Punkte, die mir hier besonders am Herzen liegen. Nummer Eins: Die Musik ist mehr als wichtig. Erst durch eine ordentliche musikalische Untermalung wird ein Part auch richtig rund. Dabei ist es nicht einmal wichtig, dass die Musik den Genres entstammt, welche meinen Vorlieben entsprechen, sondern lediglich, dass sie zu dem Gezeigten stimmig ist. Das dann bitte aber auch zu 100%! Ich kann leider gar nicht genau formulieren, was eben diese Stimmigkeit für mich ausmacht - sicher spielt dabei auch der persönliche Geschmack eine Rolle - jedoch empfinde ich viele Parts aufgrund schlechter Musik einfach nur als langweilig. Es mag mein ganz persönlicher Geschmack sein, aber mit dieser ganzen Schrubbelmucke, die man in diversen Produktionen findet, kann ich nichts anfangen. Das unterstreicht das gezeigte Skaten nicht, sondern mach für mich selbst die härtesten Tricks einfach nur uninteressant.

Punkt 2: Es darf nicht zu lang sein. Geht ein Video über eine halbe Stunde, bin ich einfach überfordert und gelangweilt von der ganzen Trickballerei. Wenn ich mir Skateboarding ansehe, will ich jeden Trick auch verstehen, ihn einordnen, die wirkliche Schwierigkeit erkennen. Nach mehr als 30 Minuten fällt mir dies aufgrund der Reizüberflutung schwer. Sicher, einen wirklichen Banger erkennt man auch dann noch, aber die Schwierigkeit an wahnwitzigen Techkombinationen zu verstehen fällt einem schon schwer, wenn man schon die letzte Stunde mit hunderten davon bombadiert wurden ist. Viele harte Sachen gehen dann einfach unter. Generell ist es wohl so, dass man die Relation zur Härte der Tricks verliert, je eintöniger das gezeigte Skaten ist. Nach dem fünfzigsten 20-Stufen-Grind- bzw. Megatechcombo-Bombardement, ist man (bzw. bin ich) einfach abgestumpft und gelangweilt.

Diese beiden Punkte waren wohl auch die auschlaggebenden Punkte, weshalb ich lange mit Fully Flared nicht so recht warm werden konnte: Zu lang, zu schlechte Musik und zu viel Techüberforderung. Wenn ich jedoch in der richtigen Stimmung dazu bin und mich darauf einlasse funktioniert es mittlerweile doch ganz gut; dann ist es das viel gelobte Top-Video und ich kann die ganzen positiven Meinungen teilen. Was man hier vor allem erkennt sind die bereits erwähnten Details, die ein gutes Video aus der Masse herausheben. An den winzigen Dingen - beispielsweise wo in einem Part-Intro beim Versuch eine Kamera zu ollien hineingefallen wird und ähnlichem - erkennt man die Liebe, zu dem was man tut, was für eine Leidenschaft eigentlich darin steckt. Solche kleinen, für manche sicher unbedeutende Szenen machen eben meist den Unterschied aus. Man erkennt, dass einiges eben doch ohne Businesshintergund aus der reinen Freude an der Sache entstanden ist und der, dem Budget einer „Majorcompany“ entstammende, Hochglanz rundherum nur ein netter Nebeneffekt ist - ganz nach dem Motto, eben weil man es (sich) eben (leisten) kann.

Damit ist nun von meiner Seite aus so ziemlich alles gesagt und mein kleiner subjektiver Exkurs in die Welt der Skatevideos neigt sich dem Ende. Zusammenfassend also sei gesagt: Musik; Länge; Details; die von ihnen aufgebaute, sowie meine persönliche Stimmung machen Skatevideos für mich atraktiv. Das Sehen von Skatevideos ist (immer wieder) ein Genuss und auch eine Form der Entspannung. Die Sammelleidenschaft für ausgewählte VHS, DVDs und sicher auch bald Blue-Rays geht weiter. Ich hoffe in der Flut an Webclips, wird das Format nicht untergehen und ich werde mir in meiner (kleinen) Sammelwut noch die eine oder andere Perle ins Regal stellen können.

2 Kommentare:

Jackson hat gesagt…

JAJA das waren noch Zeiten. Kein Geld, den Arsch voll Zeit und langeweile und dann noch diese Klassiker wie das AWS Video oder die absolut abgefuckten Yama Dinger aus Ostereich... Da kommen Erinnerungen auf ;-) Aber witzig waren auch immer unsere Fressatacken während wir diese Dinger von Filmen förmlich aufgesogen haben. Bis hin zu Indooractions, weil wir sowas von motiviert waren, uns aber das Wetter einen Strich durch dir Rechnung machte ...

Lutz hat gesagt…

fressattacken mit dosengulasch, haha. good times.